Donald Trumps prestigeträchtiger Trump Tower in Manhattan – seit Jahrzehnten Symbol seines Immobilien-Imperiums – wirft eine spannende Frage auf: Wer ist eigentlich der rechtmäßige Eigentümer dieses Wolkenkratzers? Entgegen der weit verbreiteten Annahme, dass Donald Trump der alleinige Besitzer sei, offenbart ein Blick in die Eigentumsverhältnisse und die Geschichte des Gebäudes ein komplexeres Bild. In diesem Artikel beleuchten wir die Eigentumsstruktur des Trump Tower, von den Anfängen der Projektentwicklung bis zur heutigen Situation, und erklären, wem dieser berühmte Turm an der Fifth Avenue wirklich gehört.
Der 58-stöckige Trump Tower (202 Meter hoch) gilt als das Filetstück unter Donald Trumps Immobilien. Hier residierte Trump jahrzehntelang in einem opulenten Penthouse über drei Etagen, und im öffentlichen Atrium mit dem goldglänzenden Aufzug kündigte er 2015 seine Präsidentschaftskandidatur an. Das Gebäude befindet sich in bester Lage an der Fifth Avenue in New York und kombiniert exklusive Läden, Büros und Luxuswohnungen unter einem Dach. Für den heute 77-jährigen Trump hat der Tower hohen symbolischen Wert: Es war das erste Hochhausprojekt, das er nach Übernahme der Familienfirma in Angriff nahm. Doch gerade weil überall der Name „Trump“ prangt, wird oft automatisch angenommen, der Ex-Präsident besitze dieses Gebäude vollständig. Die Realität ist anders.
Überraschenderweise gehört der Trump Tower offiziell nicht Donald Trump oder seiner Firma. Laut New Yorker Grundbucheinträgen und Berichten ist GMAC Commercial Mortgage als Eigentümer des Wolkenkratzers registriert. Die Trump Organization – Trumps Firmenkonglomerat – tritt demnach lediglich als Hauptmieter auf, nicht als Eigentümer. Anders ausgedrückt: Die Firma Trump nutzt und verwaltet weite Teile des Gebäudes, zahlt aber Miete an einen Dritteigentümer. GMAC Commercial Mortgage, ursprünglich die Immobiliensparte des Finanzarms von General Motors, fungiert als finanzierende Institution und hält die Eigentumsrechte an Grundstück und Gebäude.
Diese Konstellation mag erstaunen, denn der Trump Tower trägt nicht nur Trumps Namen, sondern beherbergt auch den Hauptsitz der Trump Organization selbst. Wie kam es also dazu, dass ein Finanzinstitut statt Trump als Eigentümer im Grundbuch steht? Die Antwort liegt in der historischen Finanzierung und Strukturierung des Projekts.
Schon bei der Entwicklung des Trump Tower in den späten 1970er Jahren verzichtete Donald Trump darauf, alles aus eigener Tasche zu bezahlen. Im Gegenteil, er nutzte fremdes Kapital und Partnerschaften, um sein Vorhaben zu realisieren. Entscheidend war dabei die Zusammenarbeit mit der Versicherungsgesellschaft Equitable Life Assurance (heute Teil von AXA): Trump erwarb das Grundstück an der Ecke 56th Street/Fifth Avenue von Equitable, indem er dem Unternehmen im Gegenzug 50 % Beteiligung am Bauprojekt einräumte. Equitable brachte also das wertvolle Midtown-Grundstück ein und wurde dafür Miteigentümer des entstehenden Trump Tower.
Zusätzlich finanzierte Trump den Bau fast vollständig mit Krediten. Laut einem „New York Times“-Bericht von 1983 steckte Trump kaum eigenes Geld in den 300-Millionen-Dollar-Turm – stattdessen erhielt er rekordverdächtig hohe Darlehen, unter anderem von Equitable selbst sowie der Chase Manhattan Bank. Als diese Finanzierung gesichert war, konnte 1979 der Abriss des alten Bonwit-Teller-Kaufhauses beginnen, und der Trump Tower wurde bis 1983 hochgezogen.
Mit cleveren Schachzügen verschaffte sich Trump zudem baurechtliche Vorteile: Er kaufte dem benachbarten Juwelier Tiffany & Co. die Luftrechte ab, plante ein öffentliches Atrium und mischte Nutzungen (Geschäfte, Büros, Wohnungen), um mehr Stockwerke bauen zu dürfen. All dies zeigt, dass von Anfang an Trumps Konzept nicht darin bestand, alleiniger Eigentümer mit eigenem Kapital zu sein, sondern Risiken und Kosten zu teilen – sei es mit einem Partner (Equitable) oder Banken.
Der Trump Tower wurde als Mischobjekt (Mixed-Use) konzipiert. Die unteren Stockwerke (insgesamt fünf Ebenen) bilden ein prunkvolles öffentliches Atrium mit Geschäften, Cafés und einem 18 Meter hohen Wasserfall. Darüber folgen etwa 11 Etagen Büroflächen, die lange Zeit von der Trump Organization selbst sowie diversen Mietern genutzt wurden. Die obersten 38 Stockwerke beherbergen Luxuswohnungen mit spektakulärem Blick auf Manhattan. Ganz oben nutzt die Familie Trump die drei obersten Etagen als privaten Wohnsitz (Trumps berühmtes Triplex-Penthouse).
Dieses Nutzungs- und Eigentümergefüge bedeutet, dass zahlreiche Einheiten im Trump Tower individuellen Eigentümern gehören. Die Wohnetagen wurden als Eigentumswohnungen (Condominiums) verkauft. Prominente und vermögende Privatleute haben hier im Laufe der Zeit Apartments erworben. Allerdings gehören viele dieser Wohnungen nicht unmittelbar einer natürlichen Person: Wie „Vanity Fair“ berichtete, werden etliche Trump-Tower-Apartments von undurchsichtigen LLC-Firmen gehalten, die die wahren Eigentümer anonymisieren. Dies nährt Spekulationen, dass Investoren – teils aus dem Ausland – ihr Geld diskret in Trumps Gebäude parkten. Die Trump Organization selbst behielt beim Verkauf der Wohnungen einige Bereiche in eigener Hand, insbesondere die gewerblichen Teile: Läden und Büros wurden zunächst von Trump kontrolliert oder vermietet.
Für Laien wirkt es so, als „gehöre“ das Gebäude Donald Trump, da er daran verdient und es seinen Namen trägt. Doch formal sind viele Parteien an der Immobilie beteiligt: Apartment-Eigentümer (darunter Privatpersonen oder Firmen), Trumps Firma als Betreiber einiger Flächen, und eben der übergeordnete Eigentümer GMAC (als Gläubiger bzw. Treuhänder).
Nach der Eröffnung des Trump Tower in den 1980ern blieb die hälftige Partnerschaft mit Equitable vermutlich zunächst bestehen. Details über spätere Veränderungen sind nicht immer transparent veröffentlicht worden, aber klar ist: Donald Trump hatte den Trump Tower hoch beliehen. Über die Jahre nahm er neue Hypotheken auf, um liquide Mittel zu erhalten. So berichtete Forbes, dass Trump 2012 eine weitere Hypothek über 100 Millionen US-Dollar auf den Tower aufnahm, fällig im Jahr 2022. Solche Kredite dienen oft zur Refinanzierung und möglicherweise zum Auszahlen früherer Partner – denkbar ist, dass Trump damit die Equitable-Anteile ablöste. Allerdings geht mit hoher Verschuldung auch das Risiko einher, die Kontrolle über die Immobilie zu verlieren, falls Schulden nicht bedient werden.
Tatsächlich zeigen die öffentlichen Daten der Stadt New York, dass irgendwann GMAC Commercial Mortgage in die Eigentümerposition rückte. Dies deutet darauf hin, dass eine Finanzierungs- oder Umschuldungsmaßnahme GMAC die rechtliche Eigentümerschaft verschafft hat – praktisch als Sicherheit für Kredite. In einfachen Worten: Die Bank/Finanzinstitution hält das Gebäude, während Trump es nutzt.
Ein ähnliches Modell findet sich bei Trumps anderer berühmter New Yorker Immobilie, dem Trump Building at 40 Wall Street. Auch dort ist nicht Trump, sondern eine fremde Partei Eigentümer – in jenem Fall die deutsche Unternehmerfamilie Hinneberg – während Trump lediglich einen langfristigen Pachtvertrag bis 2059 besitzt. Diese Beispiele zeigen ein Muster: Trump schmückt seine Marke gerne mit großen Immobilien, ohne zwingend der volle Eigentümer zu sein. Stattdessen arbeitet er mit Pacht, Leasing oder Franchise-Modellen, um seinen Namen präsent zu haben, während andere das Kapital stellen.
Die Frage „Wem gehört der Trump Tower?“ enthüllt die Diskrepanz zwischen Markenbild und Realität. Zwar gilt Donald Trump als Initiator und Namensgeber des Trump Towers, doch die Eigentumsverhältnisse sind aufgeteilt. Offizieller Besitzer ist ein Finanzunternehmen (GMAC Commercial Mortgage) und nicht Trump selbst, weil Trump zur Finanzierung auf fremdes Kapital setzte und Vermögenswerte beliehen hat. Die Trump Organization bleibt als Mieter und Betreiber präsent, während zahlreiche Wohnungseigentümer – teils hinter verschleierten Firmen – einzelne Teile des Turms besitzen.
Für ein breites Publikum ist diese Konstellation ein bemerkenswertes Detail: Der Mann, der sich gern als Immobilien-Mogul inszeniert, ist bei seinem bekanntesten Gebäude nur einer von vielen Beteiligten. Das soll Trumps geschäftlichen Erfolg nicht schmälern – vielmehr zeigt es, wie groß angelegte Immobilienprojekte oft funktionieren: durch Partnerschaften, Kredite und kreative Verträge, anstatt durch alleinige Eigentümerschaft. Im Falle des Trump Tower hat Donald Trump mehr mit seinem Namen und seiner Geschichte investiert als mit Eigenkapital. So bleibt die glänzende Fassade des Turms untrennbar mit Trump verbunden, doch die schlichte Antwort auf die Eigentumsfrage lautet: Der Trump Tower gehört (heute) nicht Trump allein, sondern einem finanzierenden Unternehmen – Trump selbst ist primär Mieter und Markenbotschafter in den eigenen vier Wänden seines berühmten Wolkenkratzers.
© All rights reserved.