Nestlé S.A. mit Sitz in Vevey (Schweiz) ist der weltgrößte Nahrungsmittelkonzern und zugleich das größte Industrieunternehmen der Schweiz. Fast jeder kennt Marken wie Nescafé, KitKat oder Maggi, die zu Nestlé gehören. Angesichts dieser Größe stellt sich die Frage: Wem gehört Nestlé? Anders als bei familiengeführten Unternehmen verteilt sich bei Nestlé das Eigentum auf viele Aktionäre; es gibt keinen einzelnen Eigentümer, der die Firma kontrolliert. In diesem Artikel werfen wir einen Blick auf die Entstehungsgeschichte des Unternehmens, beleuchten seinen Gründer, die heutige Unternehmensführung und Finanzkennzahlen und erklären, wie die Eigentumsverhältnisse bei Nestlé aussehen. Dabei wird deutlich, dass Nestlé eine über 150 Jahre gewachsene Erfolgsgeschichte vorweist – und dass der global agierende Lebensmittelgigant heute vollständig in Streubesitz ist.
Nestlé geht auf das Jahr 1867 zurück: In diesem Jahr entwickelte der aus Deutschland stammende Apotheker Henri Nestlé in Vevey ein lösliches Milchpulver als Säuglingsnahrung, das er als Nestlé’s Kindermehl vermarktete. Diese Erfindung traf den Nerv der Zeit, da sie half, die damals hohe Säuglingssterblichkeit durch einen Muttermilch-Ersatz zu senken. Bereits 1866 war in der Zentralschweiz die Anglo-Swiss Condensed Milk Company von den Brüdern Charles und George Page gegründet worden – ein Konkurrent, der ebenfalls Kondensmilch und Babynahrung herstellte. Nestlés Produkt erwies sich jedoch als äußerst erfolgreich: Er verkaufte sein Kindermehl zunächst über Apotheken und Ärzte und hob in der Werbung die Schweizer Herkunft als Qualitätsmerkmal hervor, um Vertrauen bei Müttern und Medizinern zu gewinnen. Die Nachfrage stieg rasch an. Henri Nestlé gründete für sein Produkt die Firma Farine Lactée Henri Nestlé und verwendete als Firmenlogo sein Familienwappen – ein Nest mit Jungvögeln, passend zu seinem Namen, der im Schwäbischen „kleines Nest“ bedeutet. Bereits Anfang der 1870er Jahre produzierte Nestlé über eine Million Dosen Kindermehl pro Jahr und exportierte sie in 18 Länder auf fünf Kontinenten.
1875 zog sich Henri Nestlé aus dem Unternehmen zurück: Er verkaufte die Firma für eine Million Schweizer Franken an eine Investorengruppe um Jules Monnerat. Nestlés Nachfolger führten die Expansion erfolgreich fort. 1905 fusionierte Nestlé mit dem Konkurrenten Anglo-Swiss; fortan firmierte die Gesellschaft als Nestlé & Anglo-Swiss Condensed Milk Company. Dieser Zusammenschluss markierte den Grundstein des heutigen Nestlé-Konzerns.
Henri Nestlé wurde 1814 als Heinrich Nestle in Frankfurt am Main geboren. Er absolvierte in seiner Heimatstadt eine Apothekerlehre und wanderte mit 19 Jahren in die Westschweiz aus. Dort passte er sich an die französischsprachige Umgebung an – aus Heinrich Nestle wurde Henri Nestlé. Nestlé arbeitete zunächst in Vevey in verschiedenen Bereichen, doch der Durchbruch kam erst 1867, im Alter von 53 Jahren: Er erkannte die ungelösten Probleme in der Säuglingsernährung und begann in seinem Labor, mit Milch, Weizenmehl und Zucker zu experimentieren. Motiviert vom Wunsch, die hohe Kindersterblichkeit zu senken, entwickelte er ein pulverförmiges Nahrungsgemisch, das Muttermilch ersetzen konnte. In der Testphase fütterte Nestlé einen wenige Tage alten, dem Tod nahen Säugling mit seiner neuen Mischung – das Kind erholte sich prompt, und die Nachricht von diesem „Wunderprodukt“ verbreitete sich schnell rund um den Genfersee.
Nestlés Kindermehl fand in den folgenden Jahren reißenden Absatz: 1868 wurden bereits 8.600 Dosen produziert, 1874 schon 670.000 Dosen und 1875 über eine Million. Henri Nestlé und seine Ehefrau Clémentine investierten all ihre Kraft in das Unternehmen, blieben selbst jedoch kinderlos. Nach acht Jahren Erfolg entschied Nestlé 1875, sich zur Ruhe zu setzen. Er verkaufte seine Firma für 1 Million Schweizer Franken an ein Konsortium von Schweizer Industriellen um Jules Monnerat – im Kaufpreis inbegriffen waren auch sein Name, das Nest-Logo und seine Unterschrift als Qualitätsgarantie. Henri Nestlé verbrachte seinen Lebensabend als wohlhabender Rentier am Genfersee und verstarb 1890. Sein Name und sein Symbol, das Nest, leben bis heute im Firmenlogo von Nestlé fort.
Der aktuelle CEO von Nestlé ist Laurent Freixe. Der 62-jährige Freixe stammt aus Frankreich und ist ein echtes Nestlé-Gewächs: Er kam 1986 zum Unternehmen und machte seither kontinuierlich Karriere. Freixe leitete unter anderem Nestlés Europageschäft während der Finanzkrise 2008 und später die Region Americas; ab 2022 verantwortete er das Geschäft in Lateinamerika. Am 1. September 2024 übernahm Laurent Freixe schließlich den Posten des Chief Executive Officer (CEO) der Nestlé S.A. und damit die operative Gesamtverantwortung.
Sein Vorgänger Ulf Mark Schneider – der erste externe Nestlé-Chef seit fast 100 Jahren – trat 2024 nach acht Jahren an der Spitze zurück. Unter Schneider veränderte sich Nestlés Strategie: Er setzte verstärkt auf wachstumsstarke Bereiche wie Kaffee, Gesundheit und Tiernahrung und tätigte zahlreiche Zukäufe. Zwar erreichte Nestlés Aktienkurs Anfang 2022 ein Allzeithoch, doch seit 2023 verlor das Unternehmen im Vergleich zu Konkurrenten an Boden. Die Ernennung von Laurent Freixe gilt als Rückbesinnung auf Nestlés Tradition, wieder einen langjährigen internen Manager an die Spitze zu stellen. Freixe, ein bei Nestlé hoch angesehener Vertriebsexperte, hat „Verkaufs- und Marketing-DNA“ und eine große Leidenschaft für die Produkte. Er kündigte an, Nestlé wieder stärker auf die Kernmarken zu fokussieren und das Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen. Gleichzeitig betonte Freixe, Nestlé verfüge über „unvergleichliche Stärken“ und werde alles daransetzen, in allen Märkten führend zu bleiben. Seine Aufgabe als CEO wird es sein, den Riesen Nestlé durch ein anspruchsvolles Marktumfeld zu steuern und Wachstumskurse fortzusetzen – im Sinne der Tradition des Hauses, aber mit frischen Impulsen.
Nestlé erzielt einen Jahresumsatz im hohen zweistelligen Milliardenbereich. Im Geschäftsjahr 2024 erwirtschaftete der Konzern Erlöse von rund 91,4 Milliarden Schweizer Franken (etwa 94 Mrd. €). Damit ist Nestlé mit Abstand der umsatzstärkste Lebensmittelhersteller der Welt. Zum Vergleich: Die Nummer zwei, PepsiCo, kam 2022 auf etwa 86 Mrd. US-Dollar Umsatz. Nestlés Nettogewinn belief sich 2023 auf ca. 11,2 Mrd. CHF, was eine gesunde Gewinnmarge widerspiegelt.
Der Nahrungsmittel-Multi beschäftigt weltweit etwa 277.000 Mitarbeiter (Stand Ende 2024). Er betreibt 2024 global 337 Produktionsstätten in 75 Ländern und verkauft seine Produkte in 185 Ländern. Nestlé verfügt über ein riesiges Markenportfolio: Über 2.000 Marken gehören zum Unternehmen, darunter so bekannte Namen wie Nescafé (Instant-Kaffee), Maggi (Würzmittel und Fertigsuppen), KitKat (Schokoriegel), Vittel (Mineralwasser) oder Purina (Tiernahrung). Zahlreiche Einzelmarken von Nestlé erzielen jährliche Umsätze in Milliardenhöhe – insgesamt haben 29 Nestlé-Marken einen Jahresumsatz von über 1 Mrd. CHF.
Als globales Unternehmen ist Nestlé an der Schweizer Börse kotiert (Valorensymbol: NESN) und gehört zu den höchstbewerteten Firmen Europas. Im Forbes Global 2000 Ranking der weltgrößten börsennotierten Unternehmen wurde Nestlé 2023 auf Rang 50 geführt. Die Marktkapitalisierung der Nestlé-Aktie lag Ende 2024 bei rund 200 Mrd. CHF, womit Nestlé zu den wertvollsten Konzernen der Lebensmittelbranche zählt. Diese Zahlen unterstreichen die enorme wirtschaftliche Bedeutung des Unternehmens.
Nestlé hat sich im Laufe von eineinhalb Jahrhunderten vom kleinen Babynahrungshersteller zu einem globalen Lebensmittelgiganten entwickelt. Nach Henri Nestlés Rückzug 1875 trieben seine Nachfolger die Internationalisierung voran: Schon 1898 eröffnete Nestlé seine erste Fabrik im Ausland (in Norwegen). Das Unternehmen stand im späten 19. Jahrhundert in harter Konkurrenz zur Anglo-Swiss Condensed Milk Co., die ähnliche Produkte anbot. Beide Firmen expandierten aggressiv und wurden direkte Rivalen – bis sie 1905 ihre Kräfte bündelten und fusionierten. Aus dem Zusammenschluss von Nestlé und Anglo-Swiss entstand ein gemeinsamer Konzern, der fortan rasant wuchs. Während des Ersten Weltkriegs stieg die Nachfrage nach haltbaren Milchprodukten stark, wovon Nestlé erheblich profitierte. In den 1920er Jahren erweiterte Nestlé sein Sortiment: 1929 schloss sich Nestlé mit den Schweizer Schokoladeherstellern Peter, Cailler und Kohler zusammen und stieg damit ins Schokoladengeschäft ein. 1938 brachte Nestlé mit Nescafé einen löslichen Kaffee auf den Markt – ein innovatives Produkt, das im Zweiten Weltkrieg millionenfach an Soldaten geliefert wurde und dem Unternehmen große Gewinne einbrachte.
Nach 1945 diversifizierte Nestlé konsequent weiter. 1947 fusionierte Nestlé mit der Maggi AG (Hersteller von Suppen und Würzmitteln) und änderte seinen Namen in Nestlé AG. In den folgenden Jahrzehnten kaufte Nestlé zahlreiche Firmen hinzu: 1963 die Tiefkühlkost-Marke Findus, 1971 den Lebensmittelhersteller Ursina-Franck (bekannt für Thomy-Senf, Caro-Kaffee und Bärenmarke). 1974 wagte Nestlé den Schritt außerhalb des Kerngeschäfts und erwarb 51 % der Holding Gesparal, über die Nestlé eine Beteiligung von rund 53 % am Kosmetikkonzern L’Oréal erhielt. In den 1980er Jahren folgten weitere Großakquisitionen: 1985 übernahm Nestlé den US-Konzern Carnation (Milchprodukte), 1988 den britischen Süßwarenhersteller Rowntree Mackintosh (u.a. KitKat) sowie den italienischen Pasta- und Süßwarenproduzenten Buitoni. In den 1990er Jahren stieg Nestlé durch den Zukauf der französischen Wasserfirma Perrier (1992) und der italienischen San Pellegrino (1997) in den Mineralwassermarkt ein.
Auch im 21. Jahrhundert setzte sich Nestlés Expansionskurs fort. 2002 übernahm Nestlé für 10,3 Mrd. US-Dollar den amerikanischen Tiernahrungshersteller Ralston Purina und wurde damit zum weltweit größten Produzenten von Hunde- und Katzenfutter. In den Folgejahren investierte Nestlé verstärkt in Gesundheits- und Wellness-Sparten – zum Beispiel baute der Konzern 2014 durch Übernahme der Hautpflegemarke Galderma seine neue Sparte Nestlé Skin Health auf. Heute umfasst das Nestlé-Imperium neben klassischen Lebensmitteln und Getränken auch Tiernahrung, medizinische Nahrungsprodukte und Nahrungsergänzungsmittel. Diese Erfolgsgeschichte spiegelt sich auch in Ranglisten wider: Seit 2014 ist Nestlé gemessen am Umsatz der weltweit führende Lebensmittelkonzern. Durch kontinuierliche Anpassung des Portfolios, geografische Expansion und strategische Zukäufe konnte Nestlé über Generationen hinweg wachsen und sich immer wieder an veränderte Märkte anpassen.
Heute ist Nestlé ein börsennotierter Konzern ohne dominierenden Mehrheitsaktionär. Der Konzern befindet sich vollständig im Streubesitz, das heißt die Aktien sind breit auf viele Investoren verteilt. Weder die Gründerfamilie noch eine einzelne Eigentümergruppe kontrollieren die Firma. Stattdessen halten institutionelle Investoren (wie Fonds und Vermögensverwalter) sowie unzählige Privatanleger Nestlé-Aktien. Die größten Einzelanteile entfallen auf globale Finanzinvestoren, die jeweils nur wenige Prozent besitzen: So meldete der US-Vermögensverwalter BlackRock Anfang 2022 eine Beteiligung von rund 5,0 %. Die Schweizer UBS Fund Management hielt im Mai 2024 etwa 5,5 % der Nestlé-Aktien. Weitere bekannte Großanleger sind z.B. der norwegische Staatsfonds (Norges Bank IM) mit etwas über 3 % und die US-Fondsgesellschaft Vanguard mit rund 4 %. Allerdings hält keiner dieser Investoren einen zweistelligen Prozentsatz am Unternehmen – von einer beherrschenden Beteiligung ist Nestlé also weit entfernt.
Nestlé veröffentlicht gemäß Schweizer Börsenvorschriften regelmäßig Meldungen zu bedeutenden Aktionären. Dem Geschäftsbericht zufolge war außer BlackRock und UBS zum Jahresende 2024 kein weiterer Anteilseigner bekannt, der mehr als 3 % der Nestlé-Aktien hält. Insgesamt gehören 100 % der Anteile einer Vielzahl von Aktionären weltweit. Die breite Streuung des Aktienkapitals bedeutet, dass die Eigentumsverhältnisse sehr fragmentiert sind. Entscheidungen werden vom Verwaltungsrat und Management im Interesse aller Aktionäre getroffen – keine einzelne Person „gehört“ Nestlé, sondern faktisch tausende Anleger rund um den Globus.
Nestlé ist heute ein Paradebeispiel für einen globalen Publikumskonzern. Das Unternehmen gehört im wahrsten Sinne des Wortes „allen und keinem“ – es gibt keinen Alleineigentümer, stattdessen sind zahlreiche Investoren an Nestlé beteiligt. Dieser Wandel vom Gründerunternehmen zum börsennotierten Großkonzern vollzog sich über viele Jahrzehnte. Henri Nestlé legte 1867 den Grundstein und gab der Firma seinen Namen, doch bereits seit 1875 ist das Unternehmen nicht mehr in Gründerhand. Über Fusionen und Expansion entwickelte sich Nestlé zu einem der größten Konzerne der Welt. Die Eigentumsverhältnisse sind heute breit gestreut; selbst die größten Aktionäre (etwa BlackRock oder UBS) halten jeweils nur rund 3–5 % der Anteile. Nestlé unterliegt somit keiner einseitigen Kontrolle durch einen Eigentümer, sondern das Management muss die Interessen einer globalen Aktionärsgemeinde ausgewogen berücksichtigen.
Die Frage „Wem gehört Nestlé?“ lässt sich letztlich so beantworten: Nestlé gehört seinen Aktionären – und das sind Abertausende weltweit. Über die Börse kann prinzipiell jeder Mensch Anteile an Nestlé erwerben und damit Miteigentümer des Konzerns werden. Entscheidenden Einfluss übt dabei kein einzelner Investor aus; die strategische Führung liegt in den Händen des Verwaltungsrats und der Geschäftsleitung, die allen Anteilseignern gegenüber verantwortlich sind. Nestlés Erfolgsgeschichte ist untrennbar mit dieser breiten Eigentümerbasis verbunden. Die Fähigkeit, sich stets an neue Gegebenheiten anzupassen und im Sinne aller Aktionäre zu handeln, hat Nestlé vom Familienbetrieb zum weltumspannenden Unternehmen gemacht – und dieser Kurs dürfte das Unternehmen auch in Zukunft prägen.
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