Erstellt von Lana
Die Lufthansa Group, Europas größter Luftfahrtkonzern, umfasst eine Vielzahl an Tochtergesellschaften in unterschiedlichen Geschäftsbereichen. Mit rund 101.700 Mitarbeitern und einem Umsatz von 37,6 Mrd. Euro im Jahr 2024 ist Lufthansa in Europa führend und weltweit eine der größten Airline-Gruppen. Der Konzern zählt insgesamt über 200 verbundene Gesellschaften – darunter Passagierfluggesellschaften, Fracht-Airlines, Wartungsbetriebe sowie Service- und Finanzunternehmen. Im Folgenden gibt dieser Artikel einen neutralen Überblick über die wichtigsten aktuellen Tochtergesellschaften der Lufthansa Group und ihre Rolle im Konzern.
Lufthansa (Passage) – Die Deutsche Lufthansa AG selbst tritt als Kernmarke der Gruppe auf und betreibt das größte Flugstreckennetz des Konzerns. Lufthansa Passage umfasst alle Passagierflüge der Marke Lufthansa mit Drehkreuzen in Frankfurt und München. Für Zubringer- und Regionalstrecken bedient sich Lufthansa eigener Regionalfluglinien: Lufthansa CityLine und die neue Lufthansa City Airlines. Lufthansa CityLine ist seit Jahrzehnten die Regionaltochter für Zubringerflüge und operiert mit kleineren Jets (z.B. CRJ900, Embraer 190/195) ausschließlich im Auftrag der Muttergesellschaft. Da CityLine ab 2026 aus tariflichen Gründen nur noch Flugzeuge bis 95 Sitze betreiben darf, wurde 2023 Lufthansa City Airlines gegründet, oft auch CityLine 2.0 genannt. City Airlines hat im Juni 2024 den Betrieb mit Airbus A319 aufgenommen und soll mittelfristig CityLine komplett ersetzen. Beide Regionalableger treten nicht mit eigener Marke auf, sondern führen Flüge unter Lufthansa-Flugnummer durch. Eine weitere 100%-Tochter ist die italienische Air Dolomiti, die von Norditalien aus vor allem das Drehkreuz München mit Zubringerflügen bedient. Air Dolomiti ergänzt damit das Streckennetz der Lufthansa im wichtigen italienischen Markt.
SWISS – Die Swiss International Air Lines AG (SWISS) mit Sitz in Zürich gehört seit 2005 zur Lufthansa Group. Als Nachfolgegesellschaft der früheren Swissair wurde SWISS nach anfänglichen Verlusten unter dem Dach der Lufthansa saniert und zählt heute zu den erfolgreichsten Fluglinien im Konzern. Mit einer Flotte von rund 85 Flugzeugen und über 12 Millionen Passagieren jährlich (Stand 2022) hat SWISS für die Schweiz – ein Land mit nur ca. 8,7 Mio. Einwohnern – eine beachtliche Größe erreicht. Hubs sind Zürich und Genf, von wo SWISS ein globales Streckennetz bedient. Als Premium-Netzwerkairline bietet SWISS hochwertige Produkte und profitiert von der Einbindung in die Lufthansa Group und die Star Alliance. Edelweiss Air, der Schweizer Ferienflieger, ist eine Schwestergesellschaft der SWISS und ebenfalls Teil der Lufthansa Group. Edelweiss bedient ab Zürich hauptsächlich touristische Sonnenziele weltweit und ergänzt damit das Portfolio der SWISS im Leisure-Segment.
Austrian Airlines – Österreichs Flagcarrier Austrian Airlines ist seit 2009 Mitglied der Lufthansa Group. Mit rund 65 Flugzeugen und über 11 Millionen Passagieren (2022) ist Austrian die drittgrößte Airline der Gruppe im deutschsprachigen Raum. Drehkreuz ist Wien, das als Hub für Osteuropa-Verbindungen strategisch wichtig ist. Lufthansa hat die Bedeutung des Standorts Wien zuletzt bekräftigt und investiert in die Modernisierung der Austrian-Flotte (geplant ist die Aufnahme neuer Langstreckenjets vom Typ Boeing 787). Austrian Airlines ergänzt mit ihrem Streckennetz vor allem Verbindungen von und nach Mittel- und Osteuropa sowie Langstreckenflüge ab Wien. Wie SWISS und Lufthansa bietet auch Austrian ein Premium-Produkt und ist in die Multi-Hub-Strategie der Gruppe voll integriert.
Brussels Airlines – Die belgische Fluggesellschaft Brussels Airlines wurde 2017 vollständig von Lufthansa übernommen. Sie betreibt ein Hub in Brüssel und ist bekannt für ihr Streckennetz nach Afrika, neben Verbindungen nach Nordamerika und innerhalb Europas. Brussels Airlines verfügt über etwa 40 Flugzeuge und transportierte im Jahr 2022 rund 2,4 Millionen Passagiere. Damit ist sie eine vergleichsweise kleine Airline im Konzern, übernimmt aber eine wichtige Rolle für den afrikanischen Markt und als nationale Airline Belgiens. Brussels Airlines war die jüngste 100%-Übernahme innerhalb der Netzwerk-Airlines der Lufthansa Group.
ITA Airways – Die italienische Staatsairline ITA Airways (Nachfolgerin von Alitalia) ist seit 2023 teilweise Teil der Lufthansa Group. Lufthansa einigte sich im Mai 2023 mit der italienischen Regierung auf den Erwerb von zunächst 41 % der ITA-Anteile. Nach Genehmigung durch die EU-Kommission wurde die Transaktion zum Jahresbeginn 2025 finalisiert, womit ITA Airways als fünfte Netzwerk-Airline in den Lufthansa-Konzern aufgenommen wurde. Die restlichen 59 % hält vorerst weiterhin das italienische Finanzministerium, jedoch bestehen Optionen für einen späteren Komplettkauf. ITA Airways bringt Rom (Fiumicino) als neues Drehkreuz ein und macht Italien zum weiteren Heimatmarkt der Lufthansa Group. Die Airline betreibt eine moderne Flotte (knapp 100 Airbus-Flugzeuge) und beförderte 2024 etwa 18 Millionen Passagiere. ITA soll als eigenständige Marke erhalten bleiben und zeitnah in Star Alliance aufgenommen werden. Durch die Teilhabe an ITA stärkt Lufthansa ihre Präsenz im wichtigen italienischen Markt und erweitert ihr Hub-Netzwerk nach Südeuropa.
Eurowings – Eurowings ist die auf Punkt-zu-Punkt-Verkehr spezialisierte Fluggesellschaft der Lufthansa Group. Anders als die Netzwerk-Airlines, die über die großen Hubs Umsteigeverbindungen anbieten, fokussiert Eurowings auf Direktverbindungen innerhalb Europas ab Städten außerhalb der Lufthansa-Drehkreuze. Wichtige Eurowings-Basen sind u.a. Düsseldorf, Köln/Bonn, Hamburg, Berlin und Stuttgart. Offiziell positioniert sich Eurowings als Value Carrier – also preisgünstigere Fluglinie mit reduziertem Service – und vermeidet das Label Billigfluggesellschaft, obwohl das Produkt unter dem der Kernmarke Lufthansa angesiedelt ist. Mit rund 80 Flugzeugen und fast 17 Millionen Fluggästen pro Jahr ist Eurowings gemessen an Passagierzahlen sogar größer als SWISS. Die Erträge und das Angebot von Eurowings liegen jedoch unter denen der Premium-Airlines im Konzern. Eurowings entstand aus der Übernahme der früheren Germanwings und anderen dezentralen Aktivitäten und wurde zur Bündelung des Low-Cost- und Freizeitverkehrs in der Gruppe etabliert. Eine Tochtergesellschaft Eurowings Europe betreibt für Eurowings Flüge von Basen in mehreren europäischen Ländern (z.B. Österreich, Spanien, Tschechien, Schweden), tritt allerdings unter der Marke Eurowings auf und wird daher meist nicht als eigene Airline gezählt.
Discover Airlines – Discover Airlines ist der neue Ferienflug-Anbieter der Lufthansa Group. Die Gesellschaft wurde 2021 unter dem Namen Eurowings Discover gegründet und im September 2023 in Discover Airlines umbenannt, um ihre Rolle als eigenständige Touristik-Airline zu betonen. Discover ist eine 100%-Tochter der Lufthansa und hat ihren Sitz in Frankfurt, mit Flugbetrieb ab Frankfurt und München. Die Airline bedient Urlaubs- und Langstreckenziele (z.B. Karibik, Indischer Ozean, Mittelmeerraum) im Vollcharter und Linienverkehr. Mit aktuell 24 Flugzeugen, darunter 13 Langstreckenjets (Airbus A330/A350), hat sich Discover in kurzer Zeit am Markt etabliert. Sie orientiert sich am Konzept der Schweizer Edelweiss und ergänzt das Angebot der Kerngesellschaften um touristische Destinationen. Discover Airlines tritt mit eigenem Markenauftritt auf, arbeitet aber eng mit Lufthansa (insbesondere im Vertrieb und Vielfliegerprogramm) zusammen.
SunExpress – Auch die türkische Ferienfluggesellschaft SunExpress lässt sich der Lufthansa Group zurechnen, obwohl es sich formal um ein Joint Venture handelt. SunExpress wurde 1989 gemeinsam von Lufthansa und Turkish Airlines gegründet und gehört je zur Hälfte den beiden Partnern. Die Airline mit Sitz in Antalya und einem Ableger in Deutschland verbindet vor allem Ferienziele in der Türkei mit Städten in Deutschland und Europa. Als Günstigflieger im Feriensegment ergänzt SunExpress das Portfolio der Lufthansa Group in Richtung Nahost/Mittelmeer. Aufgrund der 50/50-Eigentümerstruktur ist SunExpress keine Tochtergesellschaft im engen Sinn, aber Lufthansa führt sie als Beteiligung in ihrem Konzernportfolio.
Hinweis: Ehemalige Beteiligungen wie Germanwings und Condor gehören heute nicht mehr zur Lufthansa Group. Auch der Catering-Spezialist LSG Sky Chefs zählte lange als 100%-Tochter zum Konzern, wurde jedoch bis 2023 vollständig an einen Investor verkauft. Die aktuellen Airline-Beteiligungen der Lufthansa Group beschränken sich somit auf die oben genannten Gesellschaften.
Ein wichtiger Unternehmenszweig der Lufthansa Group ist die Luftfracht. Diese ist in der eigenständigen Tochter Lufthansa Cargo AG gebündelt. Lufthansa Cargo mit Sitz in Frankfurt zählt zu den weltweit führenden Frachtfluggesellschaften. Das Unternehmen transportiert Luftfracht und Post und betreibt dafür eine eigene Flotte von reinen Frachtflugzeugen (derzeit hauptsächlich Boeing 777F). Daneben vermarktet Lufthansa Cargo auch die Belly-Kapazitäten auf Passagierflügen aller Konzern-Airlines – das heißt, Fracht wird zusätzlich im Unterdeck von Lufthansa-, SWISS-, Austrian- und Brussels-Passagiermaschinen befördert. Durch diese Kombination aus eigenen Frachtern und Beiladung in Passagierjets kann Lufthansa Cargo ein flexibles weltweites Netzwerk anbieten und unterschiedlichste Märkte bedienen. Im Verbund mit Partnern betreibt Lufthansa Cargo auch Joint Ventures, etwa AeroLogic, ein 50:50-JV mit DHL Express, das weitere Frachtflugzeuge betreibt. Die Frachttochter trägt erheblich zur Diversifizierung der Erlöse bei und gleicht Nachfrageschwankungen im Passagiergeschäft teilweise aus. So erwirtschaftete Lufthansa Cargo in der Vergangenheit in Krisenzeiten stabile Gewinne, wenn die Passagierzahlen rückläufig waren.
Die Lufthansa Technik AG mit Hauptsitz in Hamburg ist die Wartungs- und Technik-Tochter der Lufthansa Group. Sie gilt als einer der größten Anbieter von Flugzeug-Instandhaltungsdienstleistungen weltweit. Lufthansa Technik übernimmt die Wartung, Reparatur und Überholung (MRO) der Flugzeugflotten aller Airlines im Konzern und betreut darüber hinaus zahlreiche externe Kunden – von anderen Fluggesellschaften bis zu VIP-/Privatjets. Das Unternehmen ist zu 100 % im Besitz der Deutschen Lufthansa AG und beschäftigt weltweit rund 20.000 Mitarbeiter. Neben den großen deutschen Standorten (Hamburg, Frankfurt, München) unterhält Lufthansa Technik diverse Auslandstöchter und Joint Ventures – etwa Wartungsbetriebe in Malta, Irland, Bulgarien, den USA und auf den Philippinen. Diese Auslandsbeteiligungen ermöglichen es, Kunden vor Ort zu betreuen und regionales Geschäft zu entwickeln. Lufthansa Technik bildet somit nicht nur das technische Rückgrat für den eigenen Konzern, sondern ist auch ein profitables Geschäftsfeld, das Drittairlines mit Wartungsleistungen versorgt.
Neben Airlines, Fracht und Technik verfügt die Lufthansa Group über Service- und Finanztochtergesellschaften zur Unterstützung des Kerngeschäfts. Dazu zählt vor allem die Lufthansa Systems GmbH, ein IT-Dienstleister für Fluggesellschaften. Lufthansa Systems bietet integrierte IT-Lösungen an – von Buchungssystemen über Flugplanungs- und Operationssoftware bis zu Bordunterhaltungslösungen. Als digitales Rückgrat der Lufthansa Group stellt diese Tochter den reibungslosen Betrieb zentraler IT-Infrastruktur für Passagiervertrieb und Flugbetrieb sicher. Gleichzeitig werden die Produkte von Lufthansa Systems auch erfolgreich an externe Airlines vermarktet. Eine weitere 100%-Tochter ist die Lufthansa Aviation Training GmbH (LAT), die auf die Ausbildung von Cockpit- und Kabinenpersonal spezialisiert ist. LAT betreibt an mehreren Standorten Schulungszentren mit Flugsimulatoren und Trainingsanlagen. Sie schult neben dem Personal der Lufthansa Group auch Piloten und Crew externer Fluggesellschaften und ist Teil eines globalen Netzwerks von Ausbildungskooperationen.
Zum Bereich Finanz- und Servicegesellschaften gehört außerdem die Delvag Versicherungs-AG, der konzerneigene Versicherungsspezialist der Lufthansa. Delvag fungiert als Captive Insurance und deckt seit Jahrzehnten Luftfahrt- und Transportversicherungen für die Lufthansa Group ab. Sie bietet Schutz für Luftfahrtrisiken und agiert auch als Erstversicherer für Frachtkunden der Lufthansa. Eine weitere wichtige Konzerngesellschaft ist die Miles & More GmbH, Betreiberin des gleichnamigen Vielflieger- und Prämienprogramms Miles & More. Dieses Programm mit über 39 Millionen Mitgliedern bildet einen zentralen Marketing- und Kundenbindungsbaustein der Lufthansa Group. Die Miles & More GmbH mit Sitz in Frankfurt ist eine 100%-Tochter der Deutschen Lufthansa AG. Sie kooperiert mit allen Netzwerk-Airlines der Gruppe sowie zahlreichen Partnerunternehmen. Zudem existieren kleinere Spezialgesellschaften wie die Lufthansa Consulting GmbH oder Lufthansa Industry Solutions, ein IT-Dienstleister für Industrie und Logistik.
Insgesamt verfolgt die Lufthansa Group eine Multi-Marken- und Diversifizierungsstrategie, in der jede Tochtergesellschaft eine spezifische Rolle übernimmt und zum Gesamterfolg beiträgt. Die Passagier-Airlines erweitern das Streckennetz und decken verschiedene Marktsegmente ab (Premium, Low-Cost, Ferienflug), während die Service- und Technik-Sparten für zusätzliche Erlösströme und Synergien sorgen. Durch die enge Verzahnung der Geschäftsbereiche – etwa die Nutzung gemeinsamer IT-Systeme, das gemeinsame Vielfliegerprogramm und zentralisierte Konzernfunktionen – schöpft Lufthansa Skalenvorteile und Synergien aus. Gleichzeitig bleiben die Marken nach außen eigenständig, um in ihren jeweiligen Märkten optimal zu agieren. Dieser umfassende Überblick zeigt, wie vielfältig aufgestellt die Lufthansa Group heute ist: von großen Netzwerk-Fluggesellschaften über Fracht und Technik bis hin zu spezialisierten Dienstleistern, alle vereint unter dem Kranich-Logo der Deutschen Lufthansa AG.
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