Erstellt von Lana

Ist Scotch & Soda insolvent? Die aktuelle Situation des Modeunternehmens

Die Frage, ob die niederländische Modemarke Scotch & Soda insolvent ist, beschäftigt derzeit viele Modebegeisterte. In den vergangenen Jahren machten Nachrichten über Zahlungsprobleme und Insolvenzen des Unternehmens die Runde. Steckt Scotch & Soda also in ernsthaften Zahlungsschwierigkeiten, ist die Marke von der Insolvenz bedroht oder gar bereits pleite? Dieser umfassende Bericht beleuchtet die aktuellen Entwicklungen (Stand Ende 2025) und erklärt, wie es um Scotch & Soda steht, vom Insolvenzantrag bis zum möglichen Neustart.

Hintergrund: Aufstieg einer niederländischen Kultmarke

Scotch & Soda wurde 1985 in den Niederlanden gegründet. Der damals 24-jährige Unternehmer Laurent Hompes startete die Marke als Großhandel für Herrenmode mit farbenfrohen Sportjacken. In den folgenden Jahrzehnten entwickelte sich Scotch & Soda zu einer international bekannten Modemarke, geschätzt für ihren lässigen, freien Stil und detailverliebte Designs. Das Label aus Amsterdam expandierte weltweit und eröffnete zahlreiche eigene Boutiquen sowie Shop-in-Shop-Flächen in Kaufhäusern. Im Jahr 2022 erzielte das Unternehmen global einen Umsatz von rund 342,5 Millionen Euro – ein Hinweis auf die beachtliche Größe, die Scotch & Soda vor der Krise erreicht hatte.

Erste Insolvenzanzeichen und Krise 2023 in den Niederlanden

Hinter den Kulissen kriselte es jedoch: Bereits Ende 2022 wurde deutlich, dass Scotch & Soda frisches Kapital benötigte, um den Geschäftsbetrieb fortführen zu können. Die bisherigen Geldgeber waren nicht bereit, weitere Finanzmittel bereitzustellen, sodass die Geschäftsführung fieberhaft nach Investoren oder Käufern suchte. Ein Ultimatum stand im Raum: Bis zum 10. März 2023 musste eine Lösung gefunden werden, da sonst die Zahlungsunfähigkeit drohte. Als sich kein rettender Investor rechtzeitig fand, blieb der Führung schließlich keine Wahl – am 20. März 2023 stellte Scotch & Soda für die niederländische Muttergesellschaft und diverse Tochterfirmen Insolvenzantrag.

Diese Nachricht erschütterte die Modewelt. Doch schon kurz darauf folgte ein Hoffnungsschimmer. Nur wenige Tage nach dem Insolvenzantrag begannen Verhandlungen mit potenziellen Übernehmern, darunter der US-Investor Bluestar Alliance. Ende März 2023 – also praktisch in letzter Minute – fand Scotch & Soda einen neuen Eigentümer: Bluestar Alliance übernahm die Marke und die Vermögenswerte für rund 60 Millionen Euro. Mit dieser Übernahme schien die unmittelbare Pleitegefahr fürs Erste abgewendet.

Übernahme durch Bluestar Alliance: Rettung und Neustart

Bluestar Alliance ist eine auf Marken spezialisierte Investmentfirma aus den USA, die dafür bekannt ist, angeschlagene Modemarken zu kaufen und wiederzubeleben. Nach der Übernahme im April 2023 strukturierte Bluestar das Europa-Geschäft von Scotch & Soda neu. Es wurde ein eigenständiger Ableger namens S&S Europe B.V. gegründet, der fortan die Retail-Aktivitäten in Nordeuropa – also die stationären Läden und den E-Commerce in Ländern wie den Niederlanden, Deutschland, Belgien, Österreich und Luxemburg – übernehmen sollte. Für diese neue europäische Gesellschaft schloss Bluestar Lizenzverträge ab, um die Marken- und Kollektionsrechte von Scotch & Soda nutzen zu können.

Parallel dazu wurden außerhalb des europäischen Kernmarkts separate Lösungen gefunden. In den USA führte Bluestar das Geschäft von Scotch & Soda direkt in eigener Regie weiter. Die wenigen Filialen im Vereinigten Königreich wurden hingegen geschlossen. Für Frankreich konnte ein Partner gewonnen werden, um dort die Geschäfte weiterzuführen. Insgesamt schien Bluestar Alliance eine Strategie der Dezentralisierung zu verfolgen: Verschiedene Regionen wurden verschiedenen Partnern oder Strukturen anvertraut, alle unter dem Dach der Marke Scotch & Soda.

Mit diesen Maßnahmen gelang es, den Betrieb in vielen Läden aufrechtzuerhalten. Die Webshops und Filialen blieben zunächst geöffnet, und Kunden merkten von den internen Turbulenzen womöglich wenig. Die Rettung der Marke wurde Anfang 2023 allseits mit Erleichterung begrüßt. Es schien, als sei Scotch & Soda nach kurzem Schreck noch einmal davongekommen. Doch wie sich zeigen sollte, waren die Probleme damit noch nicht überwunden.

Neue Schwierigkeiten: Logistikprobleme und Verluste nach dem Neustart

Trotz der Übernahme blieben die folgenden Monate für Scotch & Soda holprig. Logistische Probleme nach dem Neustart im Jahr 2023 setzten dem Unternehmen zu. Diese Schwierigkeiten – etwa bei der Warenversorgung, Distribution oder IT-Umstellung – führten dazu, dass das Geschäft nicht wie geplant ins Laufen kam. Die Folge: anhaltende Verluste, die das Unternehmen in Nordeuropa weiter schwächten. Obwohl Bluestar frisches Kapital eingebracht hatte, schrieb Scotch & Soda in Europa bald wieder rote Zahlen.

Die Lage spitzte sich so weit zu, dass im Juni 2024 erneut der Gang zum Insolvenzgericht nötig wurde – diesmal für die europäische Retail-Tochter S&S Europe B.V. selbst. Damit war Scotch & Soda innerhalb kurzer Zeit zum zweiten Mal insolvent, zumindest was das Europageschäft anging. Besonders dramatisch: Die Insolvenz von S&S Europe betraf insgesamt 92 Stores mit über 700 Beschäftigten in fünf Ländern. Darunter fielen 28 Läden in den Niederlanden sowie alle Filialen in Deutschland, Belgien, Österreich und Luxemburg. Praktisch über Nacht stand die Zukunft des Filialnetzes in weiten Teilen Europas erneut auf der Kippe.

Die Unternehmensführung zeigte sich jedoch entschlossen, einen Weg aus der Krise zu finden. In der Pressemitteilung zur erneuten Insolvenz hieß es, man arbeite an einem Neustart. Innerhalb von etwa zwei Wochen sollten die Verkaufsaktivitäten durch eine andere Partei in Absprache mit Bluestar Alliance wiederaufgenommen werden. Alle Läden sollten vorerst geöffnet bleiben – ein Signal, dass man eine kurzfristige Lösung suchte, um den Betrieb zu retten.

Insolvenz in Deutschland: Filialschließungen und Stellenabbau

Besonders hart traf die zweite Insolvenzrunde den wichtigen Markt Deutschland, wo Scotch & Soda rund 40 eigene Geschäfte betrieb. Die deutsche Tochtergesellschaft mit Sitz in Düsseldorf hatte bereits am 13. Juni 2024 beim Amtsgericht Düsseldorf einen Insolvenzantrag gestellt. Über den Sommer 2024 lief das vorläufige Insolvenzverfahren. Ende August folgte dann die bittere Nachricht für die Belegschaft und Kundschaft: Scotch & Soda stellt den Geschäftsbetrieb in allen deutschen Filialen ein.

Nach Mitteilung des Insolvenzverwalters sollten alle knapp 40 Läden in Deutschland bis Ende August 2024 geschlossen werden. Rund 290 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verloren dadurch ihren Arbeitsplatz. In den meisten Shops fand am letzten August-Samstag der finale Verkaufstag statt; nur wenige Filialen blieben noch etwas länger geöffnet, um Restbestände abzubauen. Die Beschäftigten waren zuvor in Betriebsversammlungen über das Aus informiert worden.

Warum kam es in Deutschland trotz aller Bemühungen zu keiner Rettungslösung? Ein zentraler Grund war offenbar die Haltung des neuen Eigentümers Bluestar Alliance beziehungsweise des Markenrechtsinhabers. Dieser zeigte kein Interesse, Markenrechte oder Warenbestände an einen neuen Investor zu übertragen oder eine Lizenz zu erteilen. Selbst wenn es Kaufinteressenten gegeben hätte, sie hätten die Marke ohne Zustimmung des Rechteinhabers nicht weiterführen können. Dieses fehlende Entgegenkommen versetzte dem Fortführungskonzept den Todesstoß. So musste der deutsche Scotch-&-Soda-Ableger seinen Betrieb einstellen.

In einem Pressestatement skizzierte der Insolvenzverwalter noch Gespräche mit einem großen Mode-Filialisten, der eventuell einige Standorte und Personal übernehmen könnte. Dabei wäre jedoch die Marke Scotch & Soda außen vor geblieben – es ging lediglich darum, die Ladenlokale mit anderen Konzepten weiterzubetreiben. Auch diese Verhandlungen gestalteten sich schwierig, da jeder Investor individuelle Einigungen mit den jeweiligen Vermietern erzielen müsste. Bis Ende August 2024 ließ sich keine Lösung mehr realisieren.

Für Scotch & Soda bedeutete dies faktisch das Aus des stationären Geschäfts in Deutschland im Jahr 2024. Zugleich hatte auch das insolvente Mutterunternehmen in den Niederlanden den Betrieb bereits eingestellt. Die Marke stand erneut vor einem Scherbenhaufen – zumindest in Europa.

Bluestars Strategie: Franchise-Partner und Neubeginn

Trotz dieser Rückschläge gab Bluestar Alliance die Marke Scotch & Soda nicht verloren. Im Gegenteil: Der Investor plante, am deutschen Markt festzuhalten. Bluestar kündigte an, die Marke in wichtigen europäischen Märkten neu aufstellen zu wollen. Dafür suche man nun neue Partner, welche die Geschäfte in den jeweiligen Ländern übernehmen könnten.

Zum Zeitpunkt dieser Ankündigung waren zwar die meisten der rund 40 deutschen Läden bereits geschlossen, doch Bluestar verfolgte ein Franchise- beziehungsweise Partnermodell. Ähnlich wie zuvor in Österreich und Belgien wolle man für Deutschland einen Franchise-Partner finden, um die Präsenz der Marke hierzulande wieder aufzubauen. Intern wurde sogar ein sportlicher Zeitplan gesetzt: Binnen weniger Monate sollte es zu Wiedereröffnungen kommen.

Tatsächlich zeigten sich schon Ende 2024 erste Anzeichen eines Comebacks von Scotch & Soda in der DACH-Region. So eröffnete im November 2024 in Köln (Ehrenstraße) erneut ein Scotch-&-Soda-Store. In Österreich eröffnete ein Franchise-Nehmer im Herbst 2024 neue Filialen in Wien und in der Shopping City Süd. Auch Outlet-Center standen im Fokus der Expansion: In Zweibrücken feierte im Januar 2025 ein neuer Scotch-&-Soda-Outlet-Store große Eröffnung. In Hamburg bereitete man zeitgleich eine Ladenpremiere im neuen Westfield Überseequartier vor, und in Heidelberg sowie Neumünster folgten weitere Neueröffnungen im Frühjahr 2025. Sogar in Berlin liefen Verhandlungen über einen Standort in Mitte, unweit des früheren Ladens in der Neuen Schönhauser Straße.

Diese Entwicklungen zeigen, dass Bluestar Alliance konsequent daran arbeitet, Scotch & Soda über Franchise- und Partnerlösungen zurück in die Einkaufsstraßen zu bringen. Im Unterschied zur Vorkrisenzeit betreibt die Marke die Läden nun offenbar nicht mehr in Eigenregie, sondern setzt auf lokale Partner mit Franchise-Lizenzen. Für Kundinnen und Kunden dürfte das kaum einen Unterschied machen – das Logo und das Ladenkonzept bleiben Scotch & Soda, auch wenn im Hintergrund ein anderer Betreiber steht.

Aktuelle Situation 2025: Ist Scotch & Soda nun pleite oder nicht?

Nach all den Turbulenzen stellt sich die Kernfrage: Ist Scotch & Soda nun insolvent oder besteht akute Pleitegefahr? Die Antwort fällt differenziert aus. Fakt ist: Die ursprüngliche Scotch-&-Soda-Gruppe in den Niederlanden war insolvent – sie musste im März 2023 Insolvenz anmelden. Auch die europäische Tochtergesellschaft S&S Europe ging im Juni 2024 in die Insolvenz, was zur Schließung aller eigenen Läden in Deutschland und anderen Ländern führte. In diesem Sinne war Scotch & Soda tatsächlich von einer schweren finanziellen Krise betroffen, die zum Zusammenbruch der alten Strukturen führte.

Gleichzeitig gilt aber: Die Marke Scotch & Soda besteht weiter und ist momentan nicht von einer vollständigen Marktverschwinden bedroht. Durch den Einstieg von Bluestar Alliance wurde Scotch & Soda gerettet – der Investor übernahm Markenrechte, Lagerbestände, IT-Systeme und weitere Vermögenswerte und ermöglichte so eine Fortführung unter neuer Leitung. Aktuell (Ende 2025) befindet sich Scotch & Soda in einer Neustart-Phase. Die Insolvenzverfahren der alten Gesellschaften sind abgeschlossen, und die Marke operiert nun über neue Lizenz- und Franchise-Partner. Eine akute Insolvenzgefahr im klassischen Sinne besteht momentan nicht, da Scotch & Soda kein eigenständiges großes Filialunternehmen mehr ist, sondern eine von Bluestar gemanagte Marke, die mit Partnern zusammenarbeitet.

Allerdings bleibt abzuwarten, ob die Neuausrichtung von dauerhaftem Erfolg gekrönt sein wird. Die Modebranche ist hart umkämpft und befindet sich in einem strukturellen Wandel mit weiteren Insolvenzen bei Filialketten. Scotch & Soda muss nun beweisen, dass das Geschäftsmodell als lizenzierte Marke mit Franchise-Stores tragfähig ist. Für Verbraucherinnen und Verbraucher ist vorerst wichtig: Scotch & Soda ist nicht komplett vom Markt verschwunden. Zwar waren die eigenen Läden zeitweise geschlossen, doch nach aktuellem Stand ist die Marke weder tot noch erneut pleite. Im Gegenteil, man findet bereits wieder Scotch-&-Soda-Stores in mehreren Städten, und es sollen weitere folgen. Auch online ist die Marke weiterhin verfügbar.

Fazit: Ein holpriger Weg mit vorsichtigem Optimismus

Die Frage Ist Scotch & Soda insolvent? lässt sich nicht mit einem simplen Ja oder Nein beantworten. Fakt ist, dass die ursprüngliche Firma zahlungsunfähig wurde und Insolvenz anmelden musste. Ohne die Übernahme durch Bluestar Alliance wäre Scotch & Soda vermutlich vom Markt verschwunden. Dank des Investors konnte die Marke jedoch überleben. Aktuell 2025 ist Scotch & Soda nicht pleite, sondern bemüht, nach überstandener Insolvenz neu Fuß zu fassen.

Für die Modewelt und treue Fans der Marke ist dies eine gute Nachricht: Scotch & Soda bleibt erhalten, wenn auch in veränderter Form. Die rund 40 deutschen Filialen aus früheren Tagen sind Geschichte, aber neue Stores eröffnen mit frischem Konzept an teils identischen Standorten. Die kommenden Monate und Jahre werden zeigen, ob Scotch & Soda an frühere Erfolge anknüpfen kann. Doch zumindest kann man heute klar kommunizieren: Nein, Scotch & Soda ist derzeit nicht mehr von einer akuten Pleite bedroht. Die Insolvenz ist Vergangenheit, und die Marke befindet sich auf einem schwierigen, aber hoffnungsvollen Neustart. Scotch & Soda ist somit ein Beispiel dafür, dass eine Insolvenz nicht immer das endgültige Aus bedeuten muss – mit dem richtigen Investor kann ein Comeback gelingen.

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