Ist der bekannte Reiseveranstalter FTI in Zahlungsschwierigkeiten, droht eine Insolvenz oder ist das Unternehmen sogar schon pleite? Diese Frage beschäftigt viele Urlauber und die Reisebranche. Nach intensiver Recherche lässt sich die Situation klar darstellen: FTI Touristik, einst Deutschlands drittgrößter Reiseveranstalter, hat bereits im Juni 2024 Insolvenz angemeldet und wird seither schrittweise abgewickelt. Das Unternehmen sitzt auf rund einer Milliarde Euro Schulden und konnte trotz Rettungsversuchen nicht gerettet werden. Im Folgenden beleuchten wir, wie es dazu kam, welche Folgen dies für Kunden, Mitarbeiter und Partner hat und wie der Stand der Dinge im Jahr 2025 ist.
FTI (Frosch Touristik International) war bis 2024 einer der größten Reiseanbieter Europas. Unter dem Dach der FTI Group bot das Münchener Unternehmen Pauschalreisen, Hotels, Mietwagen und weitere Urlaubsleistungen an und zählte damit nach TUI und DER Touristik zu den bedeutendsten Touristikunternehmen Deutschlands. Mehrere Millionen Kunden pro Jahr reisten mit FTI in über 40 Zielgebiete weltweit, betreut von rund 11.000 Mitarbeitern und über 10.000 Partner-Reisebüros. Zur FTI-Gruppe gehörten bekannte Marken wie FTI Touristik, 5vorFlug, BigXtra sowie der Urlaubssender Sonnenklar.TV.
Schon in der Corona-Pandemie geriet FTI wie die gesamte Reisebranche in schwere See. Eigner Samih Sawiris, ein ägyptischer Investor, stockte 2020 seinen Anteil auf rund 75 Prozent auf und schoss Kapital zu, um den Konzern zu stabilisieren. Auch der deutsche Staat half in der Krise mit Krediten und Garantien von insgesamt 875 Millionen Euro aus. Zwar erholte sich das Reisegeschäft 2022 und 2023 wieder, doch die hohe Schuldenlast aus der Pandemie lastete weiter schwer auf FTI. Sawiris selbst bemerkte rückblickend, dass FTI eigentlich schon vor Corona in Schwierigkeiten steckte und seine Warnungen als früherer Minderheitsgesellschafter ungehört blieben.
Im April 2024 schien sich kurzzeitig ein Ausweg zu öffnen. Ein Investorenkonsortium unter Führung der US-Firma Certares kündigte an, FTI für einen symbolischen Euro zu übernehmen und 125 Millionen Euro frisches Kapital bereitzustellen. Diese Nachricht konnte jedoch das schwindende Vertrauen offenbar nicht zurückgewinnen. Die Buchungszahlen blieben weit hinter den Erwartungen zurück. In der Branche machten Gerüchte über Liquiditätsprobleme die Runde, und manche Reisebüros vermieden bereits vorsorglich FTI-Buchungen. Kurzum: Kunden und Vertriebspartner verloren das Vertrauen, ähnlich einem Bank-Run. Immer mehr Vertragspartner forderten Vorkasse, was die Liquidität weiter belastete. Die finanzielle Schieflage spitzte sich im Frühjahr 2024 so dramatisch zu, dass schließlich kein Weg an drastischen Schritten vorbeiführte.
Anfang Juni 2024 war es soweit: FTI musste Insolvenz beantragen. Genauer gesagt stellte die FTI Touristik GmbH, Obergesellschaft der FTI Group, am 3. Juni 2024 beim Amtsgericht München einen Insolvenzantrag. Damit war offiziell, dass der Reiseveranstalter zahlungsunfähig ist. Nur wenige Tage später, am 14. Juni 2024, teilte FTI mit, dass alle gebuchten Pauschalreisen storniert werden müssen. Der Geschäftsbetrieb kam zum Stillstand.
Die Insolvenz traf die Branche wie ein Schock. Es war die größte Reiseveranstalter-Pleite in Deutschland seit der Thomas-Cook-Insolvenz 2019. Doch anders als damals waren die Behörden und Sicherungssysteme diesmal besser vorbereitet. Das Amtsgericht München eröffnete am 1. September 2024 das Insolvenzverfahren über die Kerngesellschaften FTI Touristik und BigXtra Touristik. Zum Insolvenzverwalter wurde Rechtsanwalt Axel W. Bierbach bestellt, der umgehend die strukturelle Abwicklung des Konzerns in die Wege leitete.
Bereits drei Monate nach Insolvenzantrag stand fest: FTI ist nicht zu retten und wird abgewickelt. Das Unternehmen verfügte zum Zeitpunkt der Antragstellung nur noch über etwa 30 Millionen Euro auf den Konten, viel zu wenig angesichts der Verbindlichkeiten. Weil FTI zudem kein Geld mehr für die gesetzlich vorgeschriebenen Sicherungsscheine hinterlegen konnte, waren neue Reisebuchungen faktisch unmöglich. Es war klar: Wir können keine Reisen mehr verkaufen, so der Insolvenzverwalter.
Das Insolvenzverfahren läuft seither auf Hochtouren und wird sich voraussichtlich über Jahre hinziehen. Gläubiger, insgesamt etwa 350.000 Betroffene, mussten ihre Forderungen anmelden. Bis Mai 2025 hatten über 73.000 Gläubiger knapp 980 Millionen Euro Forderungen eingereicht. Fachleute gehen davon aus, dass am Ende nur eine sehr geringe Quote an die Gläubiger ausgezahlt werden kann. Vorrangig bedient wird zunächst der Deutsche Reisesicherungsfonds, der für die Erstattung der Kundengelder eingesprungen ist. Alle übrigen Gläubiger, etwa 2.500 Hotels, Reisebüros, Airlines, Banken sowie der staatliche Wirtschaftsstabilisierungsfonds, müssen auf den Ausgang des Verfahrens und eventuelle Masseerlöse warten.
Für Urlauber und Kunden bedeutete die FTI-Insolvenz zunächst einmal viel Unsicherheit. Mit der Stornierung aller Reisen im Juni 2024 mussten zehntausende geplante Urlaube abgesagt werden. Rund 60.000 Gäste, die sich zum Zeitpunkt der Insolvenz bereits im Urlaub befanden, konnten glücklicherweise ohne größere Probleme nach Hause zurückkehren. Neue Abreisen wurden vollständig gestoppt, mitten im wichtigen Sommerreise-Geschäft.
Besonders bitter war die Pleite für jene Kunden, die Anzahlungen für kommende Reisen geleistet hatten. Nach Schätzungen hatten etwa 175.000 Reisende ihre FTI-Reise vorab ganz oder teilweise bezahlt. Sie standen nun vor der Frage, ob ihr Geld verloren ist. Hier griff erstmals der neue Deutsche Reisesicherungsfonds (DRSF) in vollem Umfang. Dieser Fonds sichert Pauschalreisen gegen Veranstalter-Insolvenz ab. Etwa 90 Prozent der FTI-Urlauber waren mit Pauschalpaketen unterwegs und fielen somit unter den Schutz des DRSF. Für sie galt: Ihr Geld wird erstattet, bis zur Höhe der gesetzlichen Absicherung.
Tatsächlich startete der DRSF schon im August 2024 mit einem Erstattungsportal für FTI-Kunden. Jeder betroffene Pauschalreisende konnte einen Erstattungsantrag stellen. Bis Ende 2024 wurden bereits über 190 Millionen Euro an rund 145.000 Antragsteller ausgezahlt. Ein knappes Jahr nach Insolvenzeröffnung zog der DRSF im November 2025 Bilanz: Rund 260 Millionen Euro seien bislang an etwa 180.000 Geschädigte erstattet worden. Damit ist der Großteil der Ansprüche reguliert.
Nicht alle Urlauber sind jedoch vollständig abgesichert. Wer bei FTI Einzelleistungen, zum Beispiel nur ein Hotel oder einen Flug ohne Pauschalpaket, gebucht hatte, fällt nicht unter den Pauschalreiseschutz. Solche Kunden mussten ihre Forderungen separat im Insolvenzverfahren anmelden und können kaum mit Erstattung rechnen. Insgesamt aber hat sich im Falle FTI gezeigt, dass der neue Reisesicherungsfonds für Pauschalreisende greift und einen Großteil der Verbraucher vor finanziellen Verlusten bewahrt.
Die Insolvenz von FTI hatte erhebliche Folgen für die Beschäftigten des Konzerns. Zum Zeitpunkt der Pleite zählte die Gruppe weltweit rund 11.000 Mitarbeiter, davon etwa 2.000 in der Münchener Zentrale und im deutschen Veranstaltergeschäft. Für viele von ihnen bedeutete die Abwicklung den Verlust des Arbeitsplatzes. Insolvenzverwalter Bierbach kündigte bereits Anfang September 2024 an, rund 700 Angestellte in Deutschland zu entlassen. Diese Kündigungen wurden zum 1. September 2024 wirksam. Etwa 130 Mitarbeiter durften noch einige Monate bleiben, um bei der Abwicklung zu helfen, doch auch ihr Arbeitsverhältnis endete zum Jahresende 2024.
Erfreulicherweise gelang es, einen Teil der qualifizierten Belegschaft in neue Jobs zu vermitteln. Bereits im September hatten über 320 Mitarbeiter eine neue Stelle gefunden, teils durch spezielle Jobmessen in der FTI-Zentrale, bei denen Konkurrenten wie TUI, DER Touristik, die Deutsche Bahn oder Jochen Schweizer gezielt FTI-Personal rekrutierten. Dennoch bleibt der Aderlass enorm. Anfang 2025 waren in der Münchener Firmenzentrale von FTI nur noch 40 Beschäftigte vor Ort, um die letzten Aufgaben zu erledigen. Danach wird das Büro geschlossen.
Auch für zahlreiche Reisebüros war die FTI-Pleite ein Schlag. Viele Agenturen hatten hohe Provisionsansprüche für vermittelte FTI-Reisen, die nun ins Leere liefen. Außerdem mussten Reisebüros in kurzer Zeit betroffene Kunden betreuen, Alternativreisen suchen oder Stornierungen abwickeln. Besonders brisant: Inzwischen beschäftigen Gerichte die Frage, ob Reisebüros ihre Kunden vorab über finanzielle Risiken eines Veranstalters informieren mussten. In Nordhorn etwa klagt ein Ehepaar gegen sein Stamm-Reisebüro, weil es meint, dieses hätte es vor der FTI-Buchung auf die Gerüchte um FTI Schieflage hinweisen müssen. Die Branche sieht solche Klagen mit Sorge, denn Reisevermittler argumentieren, sie hätten keine Einblicke in die Bilanzen der Veranstalter und könnten drohende Insolvenzen kaum sicher voraussehen.
Leistungsträger wie Hotels, Fluggesellschaften und Zulieferer bleiben auf offenen Rechnungen sitzen. Viele dieser Partner mussten kurzfristig umbuchen oder Leistungen erbringen, ohne Zahlung von FTI zu erhalten. Der Vertrauensverlust betrifft auch künftige Geschäftsbeziehungen. Das Beispiel FTI dürfte dafür sorgen, dass Reiseveranstalter von Leistungspartnern nun noch strengere Vorauszahlungs- und Absicherungsforderungen auferlegt bekommen, um ähnliche Risiken zu vermeiden.
Während der operative Reisebetrieb von FTI eingestellt wurde, versucht der Insolvenzverwalter, den Wert des verbliebenen Vermögens durch Verkäufe zu realisieren. Große Teile der FTI-Gruppe konnten bereits an Investoren verkauft werden. So wurden einige Tochterunternehmen, oft gesunde Randbereiche, veräußert, was zumindest einen Teil der Arbeitsplätze dort erhält. Zu den verkauften Einheiten zählen etwa der Luxusreiseveranstalter Windrose Finest Travel, das Service-Center ERF24 in Erfurt sowie das Online-Reiseportal 5vorFlug. Auch eine 50-Prozent-Beteiligung an der Reisebüro-Kette TVG und Beteiligungen an der RT/Raiffeisen Touristik Group wechselten den Besitzer. Bemerkenswert ist, dass sogar Marken und Domains verkauft wurden. Die Markenrechte an FTI selbst sowie an der Reisebüro-Marke Flugbörse und die Domain drive.de wurden von strategischen Investoren übernommen.
Ein großer Teil der Insolvenzmasse sind die hauseigenen Hotelbeteiligungen der FTI Group. FTI verfügte über ein Portfolio von 54 Hotels mit rund 12.000 Zimmern. Diese Hotelbetriebe wurden während der Abwicklung weitergeführt, sodass rund 7.500 Hotel-Mitarbeiter ihre Jobs zunächst behielten. Ziel des Insolvenzverwalters ist es, für alle Hotels Käufer zu finden. Bis Mitte 2025 konnten bereits einige Objekte veräußert werden. Weitere Deals, etwa für Resorts in Ägypten sowie Hotels in Spanien und der Türkei, stehen kurz bevor.
Daneben liefen Verwertungen in anderen Bereichen. Der konzerninterne Flugticket-Großhändler FTI Ticketshop musste mangels Käufer liquidiert werden, seine Technik übernahm die Reisebüro-Kooperation Schmetterling. Der beliebte Reiseshoppingsender Sonnenklar.TV war bereits kurz vor der Insolvenz an die RT Group verkauft worden, sodass dieser vom Verfahren unberührt blieb. Insgesamt zieht Bierbach ein vorsichtig positives Fazit zur Vermögensverwertung. Trotz der enormen Komplexität habe man bis 2025 wichtige Meilensteine erreicht und viele Werte erhalten können. Allerdings lässt sich noch nicht beziffern, wie viel Geld diese Verkäufe am Ende in die Masse spülen werden.
Ja, FTI ist insolvent, und zwar bereits seit Mitte 2024 offiziell. Was zunächst wie Zahlungsschwierigkeiten aussah, mündete in ein volles Insolvenzverfahren, das die Abwicklung des Unternehmens zur Folge hat. Aktuell, Stand Ende 2025, besteht FTI als Reiseveranstalter nicht mehr. Der Betrieb ist eingestellt, die Marke verkauft, die Firmenstruktur wird zerlegt. Eine Pleite im klassischen Sinne, also das Aufhören der Geschäftstätigkeit mangels Zahlungsmittel, hat bereits stattgefunden.
Zur Klarheit: FTI ist nicht nur von Insolvenz bedroht, sondern de facto zahlungsunfähig und wird liquidiert. Dies wurde durch die Gerichtsverfahren bestätigt. Für Kunden bedeutet das, dass neue Reisen mit FTI nicht mehr buchbar sind. Wer noch Ansprüche aus der Vergangenheit hat, muss sie entweder beim Reisesicherungsfonds oder im Insolvenzverfahren geltend machen. Aktuell droht keine weitere akute Pleite, weil das Unternehmen bereits in Auflösung ist. Allerdings bleiben die Folgewirkungen der Insolvenz noch lange spürbar. Zahlreiche Gläubiger warten auf Geld, und die juristische Aufarbeitung wird Jahre dauern.
Positiv bleibt festzuhalten, dass dank des Absicherungsfonds kein massenhafter Schaden für Pauschalurlauber entstanden ist. Die meisten Kunden erhielten oder erhalten ihr Geld zurück. Dennoch ist der Verlust für die Reisebranche immens. Arbeitsplätze gingen verloren, Steuergelder wohl ebenfalls, und das Vertrauen in die Sicherheit von Vorauszahlungen hat gelitten.
Für Reisende stellt sich die Frage, ob so ein Fall sich wiederholen kann. Die Branche hofft, dass FTI ein Sonderfall bleibt, verursacht durch eine unglückliche Kombination aus Altlasten, Vertrauensverlust und verpasster Rettung. Dennoch zeigt der Fall, wie schnell ein großer Player ins Straucheln geraten kann, wenn Liquidität und Vertrauen schwinden. Künftig dürften Reiseunternehmen transparenter wirtschaften und Versicherer sowie Aufsichtsbehörden wachsamer sein müssen, um frühe Warnsignale zu erkennen.
Zusammengefasst: FTI ist pleite. Der Reiseveranstalter hat den Geschäftsbetrieb eingestellt und wird zerteilt. Eine Wiederauferstehung unter altem Management ist nicht in Sicht. Für Urlauber bedeutet dies, dass sie sich nach Alternativen umsehen müssen. Eine akute neue Insolvenzgefahr bei FTI besteht nicht mehr, weil das Unternehmen bereits Vergangenheit ist. Die FTI-Insolvenz 2024 geht als eine der größten in der Touristik in die Geschichte ein, doch dank funktionierender Absicherungssysteme wurden die schlimmsten Folgen für Verbraucher abgefedert. FTI ist insolvent und wird abgewickelt – eine erneute Pleite droht nicht, denn sie ist bereits Realität geworden.
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