The Body Shop galt jahrzehntelang als Vorreiter für ethische Kosmetik und war mit Filialen weltweit in Innenstädten präsent. Umso größer war der Schock, als Anfang 2024 Meldungen über Insolvenzen und Filialschließungen die Runde machten. Ist das Unternehmen in ernsten Zahlungsschwierigkeiten, gar insolvent, oder kann die Marke gerettet werden? Im Folgenden beleuchten wir ausführlich, wie es zu der Krise kam, was mit The Body Shop in Deutschland geschah und wie die Situation im Jahr 2025 aussieht. Die zentrale Frage steht dabei im Vordergrund: Steht The Body Shop wirklich vor der Pleite oder ist die Traditionsmarke noch zu retten?
Gegründet wurde The Body Shop 1976 in Brighton (Großbritannien) von Anita Roddick, einer Unternehmerin und Tierschützerin. Das Unternehmen baute als eines der ersten auf ethisch hergestellte Kosmetikprodukte mit natürlichen Inhaltsstoffen und verzichtete weitgehend auf aufwändige Verpackungen. Die konsequente Haltung gegen Tierversuche und für fairen Handel machte The Body Shop zu einer Kultmarke, die weltweit Fans fand. Über Jahrzehnte wuchs die Kette rasant: In Spitzenzeiten betrieb The Body Shop rund 3.000 Läden in 70 Ländern, teils in Eigenregie, teils mit Franchise-Partnern.
Doch trotz des guten Images geriet The Body Shop in den 2000er-Jahren in schwierigere Gewässer. Gründerin Roddick entschied sich 2006 überraschend zum Verkauf an den französischen Kosmetikkonzern L’Oréal, ein Schritt, der bei Fans der Marke aufgrund von L’Oréals früherer Tierversuchspraktiken für Kontroversen sorgte. L’Oréal zahlte rund 652 Millionen Pfund für die Übernahme. Roddick verstarb ein Jahr später, 2007, doch The Body Shop blieb zunächst erfolgreich unter dem Dach von L’Oréal.
2017 wechselte The Body Shop erneut den Besitzer: Der französische Eigner verkaufte die Kette für eine Milliarde Euro an den brasilianischen Kosmetikhersteller Natura Cosméticos. Zunächst schien Natura gut zur ethisch orientierten Marke zu passen. Allerdings kämpfte Natura in den Folgejahren mit finanziellen Problemen, unter anderem wegen der Übernahme des Direktvertriebsunternehmens Avon, die hohe Schulden hinterließ. Infolgedessen entschied sich Natura 2023, The Body Shop wieder abzustoßen, um liquide Mittel zu schaffen.
Im November 2023 schlug schließlich die deutsche Investmentgesellschaft Aurelius zu. Sie übernahm The Body Shop für vergleichsweise geringe 207 Millionen Pfund, deutlich weniger als Natura einige Jahre zuvor gezahlt hatte. Branchenbeobachter sprachen damals davon, Aurelius habe sich ein Schnäppchen geangelt. Aurelius wurde damit zum neuen Eigentümer einer weltweiten Kette mit tausenden Filialen. Doch nur wenige Monate nach der Übernahme kam es völlig überraschend zu einer dramatischen Entwicklung.
Bereits im Februar 2024, keine drei Monate nach dem Eigentümerwechsel, geriet The Body Shop in akute finanzielle Not. Am 15. Februar 2024 meldete die britische Hauptgesellschaft Insolvenz an, nachdem eine wichtige Kreditlinie weggefallen war. Die Lage war ernst: In Großbritannien mussten umgehend 85 Filialen geschlossen werden, rund 800 Mitarbeiter verloren ihre Stelle. Dennoch konnten zunächst 116 Standorte auf der Insel weitergeführt werden, während nach einem Investor gesucht wurde. Die Insolvenzverwaltung deckte zudem einen enormen Schuldenberg auf – The Body Shop UK schuldete den Gläubigern insgesamt über 276 Millionen Pfund.
Die Probleme beschränkten sich jedoch nicht nur auf Großbritannien. Durch die zentrale Rolle der britischen Landesgesellschaft, insbesondere ein konzernweites Cash-Pooling, bei dem Gewinne aus anderen Ländern an die britische Zentrale abgeführt wurden, zog die UK-Insolvenz einen Dominoeffekt nach sich. Bereits wenige Tage später, Mitte Februar 2024, meldete auch die deutsche Tochtergesellschaft The Body Shop Germany Insolvenz an. Ebenfalls betroffen waren Filialnetze in Belgien, Irland, Österreich und Luxemburg. Sogar in Übersee blieb die Krise nicht aus: In Kanada beantragte The Body Shop Anfang März Gläubigerschutz, während in den USA alle Filialen geschlossen und am 10. März 2024 ein Chapter-7-Bankrottverfahren eingeleitet wurde. Mit einem Schlag stand die Zukunft der berühmten Marke auf der Kippe.
In Deutschland traf die Nachricht vom Insolvenzantrag viele Mitarbeiter und Kunden unerwartet. Hierzulande unterhielt The Body Shop zu jenem Zeitpunkt mehr als 60 Filialen mit knapp 400 Beschäftigten. Die Aussicht war düster: Interne Informationen ließen befürchten, dass alle deutschen Standorte sowie die Zentrale geschlossen werden könnten. Die Eröffnung des Insolvenzverfahrens bedeutete allerdings nicht sofortiges Aus – vielmehr begann ein Rennen gegen die Zeit, um einen Kollaps zu verhindern.
Unmittelbar nach dem Insolvenzantrag der deutschen Tochtergesellschaft im Februar 2024 übernahm der Jurist Dr. Biner Bähr als vorläufiger Insolvenzverwalter das Ruder. Sein erstes Ziel: den Betrieb stabilisieren und Vertrauen bei Mitarbeitern wie Kunden erhalten. Tatsächlich konnten alle 63 deutschen Filialen vorerst weiter geöffnet bleiben, der Verkauf lief anfangs unverändert weiter. Für die rund 400 Mitarbeiter in Deutschland lief der Geschäftsbetrieb normal weiter. Diese Nachricht dürfte viele Stammkunden beruhigt haben, die befürchteten, ihre liebgewonnenen Body-Shop-Produkte bald nicht mehr im Laden kaufen zu können.
Parallel dazu arbeitete Bähr unter Hochdruck an einer Sanierungslösung. Sein Plan war ambitioniert: Bis Ende April 2024 sollte idealerweise ein Käufer gefunden werden, der alle Filialen übernimmt. Um das Unternehmen attraktiver für Investoren zu machen, nahm Bähr auch die Kostenstruktur unter die Lupe – insbesondere die teils hohen Mieten an einigen Standorten. In den kommenden Wochen wurde geprüft, ob die bestehenden Mietverträge noch tragfähig seien. Zu hohe Mietbelastungen seien – wie so oft im Einzelhandel – ein Hauptproblem gewesen. Nicht alle Vermieter waren kompromissbereit, so dass unrentable Standorte geschlossen werden mussten.
Auch die Kunden nahm der Insolvenzverwalter in die Pflicht: Er appellierte, dass sie dem Unternehmen treu bleiben. Glücklicherweise blieb der befürchtete Kundenansturm auf Wettbewerber aus – viele Verbraucher kauften weiterhin bei The Body Shop ein, was dem deutschen Ableger etwas Luft verschaffte.
Trotz aller Bemühungen zog sich die Investorensuche länger hin als erhofft. Mehrere Interessenten signalisierten zunächst Kaufabsichten, doch die Verhandlungen wurden unerwartet kompliziert, insbesondere, weil die Zukunft der gesamten Marke vom Ausgang des britischen Insolvenzverfahrens abhing. Solange unklar war, wer die Markenrechte und das internationale Geschäft besitzen würde, scheuten Investoren das Engagement in Deutschland. Diese Hängepartie zog sich durch den Sommer 2024 – eine Zeit nervöser Ungewissheit für die Mitarbeiter.
Erst im September 2024 kam die Wende zum Guten. Die britische Hauptgesellschaft hatte inzwischen einen Käufer gefunden: Ein Konsortium um den Unternehmer Mike Jatania übernahm The Body Shop UK aus der Insolvenz heraus. Kurz darauf gab es auch für die deutschen Filialen eine Lösung. Der deutsche Investor Stefan Herzberg – ein ehemaliger Top-Manager, der sich mit einer eigenen Retail-Holding selbstständig gemacht hatte – griff zu. Er übernahm 21 der ehemals 45 deutschen Filialen von The Body Shop. Zusätzlich wurden sechs weitere Läden von anderen Partnern weiterbetrieben. Insgesamt konnten dadurch 182 Arbeitsplätze in Deutschland erhalten werden. Etwa die Hälfte des früheren Filialnetzes war also gerettet, während der Rest geschlossen wurde.
Herzberg agiert fortan als Franchisenehmer der neuen britischen Eigentümer und will die Marke hierzulande wieder nach vorne bringen. Der Unternehmer zeigte sich überzeugt vom Potenzial der Marke und betonte, vieles spreche dafür, dass The Body Shop in Deutschland wieder wachsen werde. Mittelfristig könne er sich vorstellen, neue Filialen zu eröffnen, gegebenenfalls auch über Deutschlands Grenzen hinaus. Diese optimistische Prognose begründet Herzberg mit der ungebrochenen Bekanntheit der Marke und dem Trend zurück zu nachhaltiger Kosmetik.
Ohne den Einstieg des Investors hätte The Body Shop Deutschland wohl kaum überlebt. Branchenexperten betonen, dass solche Rettungen im angeschlagenen Einzelhandel selten sind. The Body Shop zählt 2024 also zu den Ausnahmen, die eine zweite Chance erhalten haben. Experten weisen jedoch darauf hin, dass das klassische Modell mit zu vielen Filialen überholt ist. Künftig setzen erfolgreiche Händler stärker auf eine Kombination aus Online-Shop und ausgewählten Standorten. The Body Shop folgt genau diesem Trend und konzentriert sich auf rentable Filialen sowie den Ausbau des E-Commerce.
Wie steht es nun um The Body Shop im Jahr 2025, gut ein Jahr nach der Insolvenz? Die gute Nachricht: Die Marke existiert weiter – von einer kompletten Pleite kann also keine Rede sein. In Deutschland sind die 21 geretteten Filialen unter Herzbergs Regie aktiv und bedienen weiterhin die Kundschaft. Dank neu verhandelter Mieten und dem Wegfall unrentabler Standorte steht dieses verkleinerte Filialnetz auf wirtschaftlich soliderer Basis als zuvor. Produkte von The Body Shop soll es hierzulande also auch weiterhin im Laden zu kaufen geben. Zudem betreibt The Body Shop wieder einen deutschen Online-Shop, über den Kunden bestellen können.
Herzbergs Zuversicht scheint sich zu bestätigen. So wurde bekannt, dass er nicht nur die Deutschland-Geschäfte übernommen hat, sondern auch die Lizenzen für mehrere europäische Nachbarländer erhielt. Im Jahr 2025 treibt der Investor die Rückkehr von The Body Shop nach Belgien und in die Schweiz voran. Auch in den Niederlanden kommt The Body Shop zurück: Herzbergs Firma übernahm Ende 2024 fünf niederländische Shops und eröffnete sie neu. Weitere Standorte könnten folgen. Diese Expansion zeigt, dass die neuen Eigentümer gewillt sind, den europäischen Auftritt der Marke wieder aufzubauen – wenn auch in schlankerer Form als früher.
Auch global ist The Body Shop im Jahr 2025 auf Erholungskurs. Die neue Eigentümergruppe hat sich zum Ziel gesetzt, das eingeschlafene Geschäft neu zu beleben. In Großbritannien läuft es bereits besser: Dort konnten 113 Filialen erhalten werden, und in den ersten 100 Tagen unter neuer Führung schrieb The Body Shop UK wieder Gewinn. Allerdings warnen Beobachter, man solle diese Anfangserfolge nicht überbewerten – das Unternehmen sei jetzt deutlich kleiner, und der kurzfristige Profit resultiere auch aus Abverkäufen von Lagerbeständen. Die eigentliche Bewährungsprobe steht also noch aus.
Ein wichtiger Bestandteil der neuen Strategie ist die Stärkung des Online-Handels und selektive Expansion. So verkündete The Body Shop im Oktober 2025 ein Comeback in den USA, allerdings zunächst digital über einen eigenen Online-Shop und Amazon. Diese Mischung aus E-Commerce und ausgewählten stationären Partnern soll langfristig nachhaltiges Wachstum ermöglichen. Gleichzeitig hat The Body Shop neue Franchise-Nehmer in verschiedenen Regionen gewonnen. Insgesamt ist die Marke weiterhin in über 80 Ländern mit rund 1.300 Stores aktiv. Damit bleibt The Body Shop trotz aller Einschnitte ein globaler Player in der Kosmetikbranche.
Ist The Body Shop pleite? Nach eingehender Betrachtung lässt sich festhalten: Nein, die Marke ist nicht am Ende, aber sie hat eine beispiellose Krise hinter sich. Der Insolvenz-Schock Anfang 2024 bedeutete einen tiefen Einschnitt, doch durch Investorenlösungen konnte ein vollständiger Zusammenbruch abgewendet werden. Aktuell ist The Body Shop nicht von einer akuten Pleite bedroht, weder international noch in Deutschland. Im Gegenteil, in vielen Ländern wurde der Geschäftsbetrieb erfolgreich stabilisiert und neu aufgestellt.
Allerdings bleibt die Situation fragil. The Body Shop ist heute ein deutlich kleineres Unternehmen und muss sich in einem hart umkämpften Einzelhandelsmarkt neu behaupten. Die Herausforderungen, vom Wandel des Einkaufsverhaltens bis zur Konkurrenz durch andere Kosmetikmarken, sind erheblich. Die neuen Eigentümer verfolgen eine Strategie der Konzentration und Modernisierung, um die Traditionsmarke profitabel zu machen. Erste Erfolge, wie ein kleiner Gewinn in Großbritannien und der Neustart in mehreren Ländern, sind erkennbar. Doch es wird darauf ankommen, ob The Body Shop sein Profil als ethische Kultmarke schärfen und gleichzeitig wirtschaftlich effizient arbeiten kann.
Für Verbraucher und Angestellte bedeutet dies vorerst Aufatmen: The Body Shop ist 2025 nicht pleite, die Regale sind gefüllt, die Läden – wenn auch weniger – sind geöffnet. Die Frage, ob die Kosmetikkette von der Insolvenz bedroht ist, lässt sich aktuell verneinen. Dennoch ist die Geschichte eine Mahnung, wie schnell ein bekanntes Unternehmen ins Straucheln geraten kann. Die kommenden Jahre werden zeigen, ob The Body Shop dauerhaft zurück im Geschäft ist oder ob die nächste Bewährungsprobe bevorsteht. Die bisherigen Signale stimmen vorsichtig optimistisch: Die Kultmarke lebt, wenn auch in neuer Form. Damit es so bleibt, müssen die Verantwortlichen weiter hart arbeiten – denn endgültig vom Tisch ist die Krise erst, wenn The Body Shop nachhaltig profitabel wirtschaftet und verlorenes Vertrauen vollständig zurückgewinnt.
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