Erstellt von Lana

Droht Nissan die Insolvenz? Der japanische Autoriese im Krisenmodus

Nissan in der Existenzkrise: Gerüchte über eine mögliche Insolvenz des japanischen Autoherstellers Nissan machen 2025 die Runde. Tatsächlich steckt der traditionsreiche Konzern in einer schweren finanziellen Schieflage. Insider schlagen Alarm, Medienberichte zeichnen ein düsteres Bild. Muss Nissan tatsächlich um sein Überleben fürchten, oder sind die Sorgen übertrieben? Im Folgenden ein umfassender Blick auf die aktuelle Lage und eine Einschätzung, ob dem Unternehmen die Pleite droht oder nicht.

Alarmierende Prognosen: Nur noch 12 bis 14 Monate Zeit?

Den Anstoß für die Insolvenzspekulationen gab ein Bericht Ende 2024. Zwei hochrangige Nissan-Manager warnten darin unverblümt, dem Unternehmen blieben ohne rasche Gegenmaßnahmen nur 12 bis 14 Monate, um zu überleben. Sollte kein frisches Kapital fließen, könnte Nissan Ende 2025 am Ende sein. Diese drastische Aussage verdeutlicht die Dramatik der Krise. Gleichzeitig wurde bekannt, dass Nissan händeringend nach einem strategischen Investor sucht. Im Gespräch seien Investmentfonds, Banken oder Versicherungen, sogar ein Einstieg des Erzrivalen Honda wurde intern erwogen.

Die Lage bei Nissan ist tatsächlich kritisch. Der Konzern, einst Kultmarke und Teil der Renault-Nissan-Mitsubishi-Allianz, schreibt seit einiger Zeit tiefrote Zahlen. Schon vor der aktuellen Krise galt Nissan als schlingerndes Schiff: In den Jahren zuvor hatte man Marktanteile verloren, die Modellpalette galt als überaltert. Doch nun spitzt sich die Situation offenbar zu einem Überlebenskampf zu. Besonders brisant: Der langjährige französische Partner Renault denkt darüber nach, seine Beteiligung an Nissan deutlich zu reduzieren. Tatsächlich hat Renault den Wert seiner Nissan-Beteiligung bereits massiv abgeschrieben – ein Indiz dafür, wie skeptisch man über Nissans Zukunft denkt.

Ursachen der Misere: Veraltete Modelle und strategische Fehler

Wie konnte Nissan derart in die Bredouille geraten? Analysten und Branchenbeobachter führen eine Reihe von Ursachen für die Krise an:

Überaltertes Modellportfolio

Viele Nissan-Modelle gelten als nicht mehr konkurrenzfähig oder schlicht in die Jahre gekommen. Ein Beispiel ist der Kompakt-SUV Nissan Qashqai, einst ein europäischer Bestseller. Heute rangiert der Qashqai nur noch auf den hinteren Rängen der meistverkauften Modelle Europas. Fehlende zugkräftige Neuheiten machen es schwer, Kunden zu begeistern.

Antriebsstrategie ohne Fortune

Nissan hat in Europa frühzeitig den Dieselmotor komplett aufgegeben, aus Imagegründen verständlich, doch gerade beim Qashqai war der Diesel lange die bevorzugte Motorisierung. Ersatzweise setzen die Japaner auf ein eigenes Hybrid-System, das in der Praxis aber wenig überzeugt. Dieser nicht aufladbare Hybrid bietet weder signifikante Verbrauchsvorteile noch Privilegien wie ein E-Kennzeichen. In den USA wiederum fehlen Nissan konkurrenzfähige Hybrid-Modelle nahezu komplett. Insgesamt hat man den Trend zu Elektro- und Hybridfahrzeugen zwar erkannt, aber nicht konsequent und erfolgreich genug bedient.

Verlorener Vorsprung bei Elektroautos

Nissan galt mit dem Leaf als Vorreiter der Elektromobilität, doch diesen frühen Vorsprung hat man verspielt. Die zweite Leaf-Generation floppte relativ zum Wettbewerb, und auch das neuere Elektro-SUV Nissan Ariya tut sich schwer, gegen Modelle der Konkurrenz zu bestehen. Während Hersteller wie Tesla, BYD oder europäische Marken mit neuen Stromern punkten, hat Nissan kein echtes Erfolgsmodell im Programm.

Rabatt-Schlachten und Margenverfall

Um überhaupt noch genügend Fahrzeuge abzusetzen, sah sich Nissan zuletzt in vielen Märkten zu hohen Rabatten gezwungen. Fahrzeuge wurden teils mit Verlust verkauft. Diese aggressive Preispolitik untergräbt jedoch die Gewinne und schädigt langfristig das Markenimage.

Allianz- und Führungsprobleme

Zusätzlich wird Nissan von internen Turbulenzen belastet. Die einst erfolgreiche Allianz mit Renault und Mitsubishi ist seit dem Skandal um Ex-Nissan-Chef Carlos Ghosn schwer beschädigt. Der bisherige CEO Makoto Uchida konnte das Ruder nicht herumreißen und räumte im April 2025 seinen Posten. Ihm folgte der langjährige Nissan-Manager Ivan Espinosa als neuer Konzernchef. Dieser Führungswechsel mitten in der Krise zeigt, wie groß der Druck geworden war. Uchida selbst hatte kurz vor seinem Abgang eingestanden, Nissan könne nicht auf eigenen Beinen überleben und dass es ohne starken Partner schwierig sein wird zu überleben.

Globaler Wettbewerbsdruck

In China, dem weltweit größten Automarkt, sehen sich traditionelle Hersteller wie Nissan einem Ansturm preisgünstiger heimischer Elektroautos gegenüber. Dieser harte Konkurrenzdruck aus China schmälert Absatzchancen. Parallel drohen geopolitische Faktoren wie mögliche neue US-Handelszölle für zusätzliche Unsicherheit zu sorgen. Nissan steckt also in der ungünstigen Zange aus interner Schwäche und externer Marktherausforderung.

Rettungsversuche: Geplatzte Fusion und neue Partnerpläne

Angesichts der Schieflage suchte Nissan nach einem potenten Partner. Ende 2024 wurden Fusionsgespräche mit dem japanischen Wettbewerber Honda publik. Ein Zusammenschluss der beiden Hersteller hätte einen riesigen Autogiganten geschaffen. Doch die Ehe auf Augenhöhe scheiterte noch im Frühstadium: Im Februar 2025 gaben Nissan und Honda offiziell das Ende der Fusionsverhandlungen bekannt. Der Grund: Honda hatte offenbar darauf bestanden, die Kontrolle zu übernehmen und Nissan zu einer Tochtergesellschaft zu machen, was für Nissan inakzeptabel war. Damit platzte der mögliche Befreiungsschlag, bevor er richtig begonnen hatte.

Nach dem Aus der Honda-Option kursierten umgehend neue Gerüchte. So wurde etwa spekuliert, ob der taiwanesische Tech-Konzern Foxconn als Investor einspringen könnte. Nissan äußerte sich dazu nicht konkret. Parallel bemüht sich der Konzern, die bestehende Allianz mit Renault und Mitsubishi neu zu justieren. Im März 2025 kündigten Nissan, Honda und Mitsubishi eine engere Zusammenarbeit bei der Entwicklung von Elektrofahrzeugen an – ein strategisches Bündnis, das alle drei japanischen Hersteller im Wettbewerb stärken soll.

Dennoch bleibt das Hauptproblem: Nissan braucht Kapital. Da ein vollständiger Merger vom Tisch ist, konzentriert man sich darauf, Investoren für Teilbeteiligungen zu finden. Ebenso steht im Raum, dass Renault Anteile verkauft und dadurch neue Partner ins Boot kommen. Bisher allerdings ist kein konkreter Deal verkündet. Die Suche nach einem Retter läuft weiter und hält die Gerüchteküche in Bewegung.

Radikaler Sparkurs: Stellenstreichungen, Werksschließungen und Verkauf der Zentrale

Unter Führung des neuen CEO Ivan Espinosa wurde ein rigoroses Spar- und Restrukturierungsprogramm aufgelegt. Dieses sieht Einschnitte vor, wie sie Nissan in diesem Ausmaß seit Jahrzehnten nicht erlebt hat.

Massiver Stellenabbau

Weltweit will Nissan rund 20.000 Arbeitsplätze abbauen. Bereits 2024 wurden Tausende Jobs gestrichen, doch das reichte nicht – nun soll nochmals in großem Stil Personal reduziert werden, um Kosten zu sparen.

Werksschließungen

Von den 17 Montagewerken, die Nissan global betreibt, sollen sieben Werke geschlossen werden. Welche Werke konkret betroffen sind, ist noch nicht offiziell bestätigt. Dieser Schritt zeigt, dass Nissan im Grunde schrumpfen muss, um zu überleben.

Investitionsstopp bei neuen Projekten

Geplante Zukunftsprojekte werden auf Eis gelegt, wenn sie nicht absolut notwendig sind. So wurde der Bau einer neuen Batteriefabrik in Kyushu in Japan gestoppt. Stattdessen will man im Elektrobereich stärker mit dem chinesischen Partner Dongfeng kooperieren, um günstigere Batterien und E-Antriebe zu beziehen.

Verkauf von Vermögenswerten

In der Not geht Nissan sogar so weit, zentrale Vermögenswerte zu verkaufen. Der Konzern plant, seinen globalen Hauptsitz in Yokohama zu verkaufen und dann zurückzumieten. Der Plan: Nissan verkauft die Firmenzentrale und mietet sie langfristig zurück, um kurzfristig dringend benötigtes Bargeld zu beschaffen. Dass Nissan sein prestigeträchtiges Headquarter veräußern muss, unterstreicht die Dramatik der Lage.

Striktes Kostenmanagement

Über alle Bereiche hinweg wurden Ausgaben eingefroren oder gekürzt – vom Entwicklungsbudget bis zur Verwaltung. Dienstreisen, Marketing-Events und externe Berater stehen auf dem Prüfstand. Nissan hofft, durch all diese Maßnahmen Einsparungen in Milliardenhöhe zu erzielen. Schätzungen zufolge sollen allein die Produktionskürzungen und Entlassungen rund drei Milliarden Dollar pro Jahr an Kosten einsparen.

Für das Ende März 2024 abgeschlossene Geschäftsjahr meldete Nissan einen Verlust von rund 4,6 Milliarden Euro. Hauptursache waren Wertberichtigungen auf Anlagen und Geschäftsfelder, die in der aktuellen Planung keinen Platz mehr haben. Auch das laufende Jahr 2025 dürfte erneut mit einem Milliardenverlust abschließen. Nissan verbrennt weiterhin Geld, doch das Management hofft, mit dem rigiden Sparkurs die Trendwende ab 2026 zu schaffen.

Zukunftsaussichten: Kann Nissan den Turnaround schaffen?

Angesichts all dieser Entwicklungen stellt sich die Kernfrage: Steht Nissan kurz vor der Pleite, ja oder nein? Derzeit lautet die Antwort: Noch ist Nissan nicht insolvent, doch die Gefahr einer zukünftigen Insolvenz ist real. Obwohl sich das Unternehmen in einer schweren Krise befindet, läuft das Tagesgeschäft weiter. Nissan produziert nach wie vor Autos, die Händler verkaufen weiterhin Modelle wie den Qashqai, X-Trail oder die Elektroautos Leaf und Ariya. Es gibt bislang keinen Insolvenzantrag, keine akute Zahlungsunfähigkeit. Allerdings schmilzt der Puffer Monat für Monat, solange Verluste geschrieben werden.

Der Autobauer versucht jedoch mit aller Kraft, dieses Szenario abzuwenden. Neue Modelle sollen verlorene Marktanteile zurückerobern. CEO Espinosa hat angekündigt, in den nächsten Jahren eine Produktoffensive zu starten. Geplant sind sowohl Elektroautos und Hybride als auch neue Benziner, um in allen Segmenten wieder attraktiv zu sein. Ein erstes Signal ist die Entwicklung eines neuen Nissan Micra, der rein elektrisch und teils gemeinsam mit Renault-Technik erscheinen soll. Auch der Leaf soll eine nächste Generation erhalten, und populäre Modelle wie der Qashqai werden überarbeitet.

Positiv ist, dass Nissan nach wie vor zu den weltweit größten Automobilproduzenten gehört. Dieses industrielle Fundament bietet prinzipiell die Basis für einen Turnaround. Außerdem verfügt Nissan durch die Allianz über Zugänge zu Technologiepartnern. Sollte es gelingen, einen neuen Investor zu gewinnen oder zumindest die Partnerschaften zu vertiefen, könnten frisches Geld und Synergien die Wende einleiten.

Fazit

Aktuell ist Nissan nicht pleite, doch das Unternehmen durchlebt eine der schwersten Krisen seiner Firmengeschichte. Ohne erfolgreiche Gegensteuerung droht mittelfristig durchaus eine Insolvenz, das haben interne Warnungen deutlich gemacht. Noch besteht Hoffnung, dass Nissan mit rigorosen Sparmaßnahmen, neuen Modellen und einem möglichen Investor die Kurve bekommt. Die Frage, ob Nissan insolvent ist oder kurz davor steht, lässt sich somit beantworten mit: Nein, insolvent ist Nissan derzeit nicht, aber es steht auf der Kippe. Die kommenden 12 bis 18 Monate werden zeigen, ob der Traditionshersteller sich fängt oder ob am Ende doch das Schreckgespenst einer Pleite Realität wird.

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