Farina Spieß gehört zu den spannendsten Stimmen der modernen Beauty-Branche. Was als Karriere als Make-up-Artistin begann, hat sie über die Jahre zu einer Visionärin geführt, die mit Lookademy und dem Tech-Startup Stella AI die Grenzen traditioneller Stilberatung neu definiert.
Lana: Hallo Farina, schön, dass du unserer Einladung gefolgt bist und dir die Zeit für ein Interview nimmst. Du hast dich bereits mit Anfang 20 als Make-up-Artistin und Stylistin selbstständig gemacht. Heute führst du mit Lookademy und Stella AI gleich zwei innovative Unternehmen im Beauty-Bereich. War dein langer Werdegang in der Beauty-Branche die Grundlage für diesen Erfolg?
Farina: Ich freue mich, hier zu sein, vielen Dank! Tatsächlich hat mir meine Erfahrung enorm geholfen. Es ist mittlerweile 15 Jahre her, dass ich als Make-up-Artistin angefangen habe. Das heißt natürlich auf der einen Seite erstmal, dass ich mir über die Jahre ziemlich viel Erfahrung in der Beauty-Branche angesammelt habe und auch fachlich ein bisschen was kann. Aber ich habe schon früh gemerkt, dass es in meinem Beruf nicht nur um Praxiswissen geht, sondern eben auch um Persönlichkeit. Und diese Erkenntnis war dann später die Basis dafür, beruflich neue Wege zu gehen und mein eigenes Konzept zu entwickeln. Ohne diesen Hintergrund hätte ich wohl kaum das Selbstvertrauen gehabt, als Unternehmerin mit so einer Idee voranzugehen.
Lana: Deine Vision spielt eine große Rolle in deiner Arbeit. Du sprichst oft davon, Menschen zu ihrer Individualität zurückzuführen und Konsum bewusster zu gestalten. Was genau steckt hinter dieser Vision?
Farina: Für mich steht der Mensch im Mittelpunkt. Und zwar noch vor allen Trends und “Regeln” der Modewelt. Ich möchte, dass jeder Mensch seine eigene Einzigartigkeit erkennt und selbstbewusst ausdrückt, anstatt irgendeinem Ideal hinterherzurennen. Das scheint mir das wichtigste Prinzip in Sachen Mode zu sein.
Bei meinen Beratungen geht es für mich deshalb ganz besonders darum, die innere Welt einer Person widerzuspiegeln. Wenn jemand seinen persönlichen Stil findet, spiegelt sich seine Persönlichkeit nach außen und genau das strahlt diese gewisse Authentizität aus, die so anziehend wirken kann. Ich habe immer wieder erlebt, wie selbstbewusst meine Kunden werden, wenn sie plötzlich ihr authentisches Selbst im Spiegel erkennen. Dann wird der Kauf auch plötzlich eine bewusste Entscheidung. Man konsumiert weniger, aber gezielter. Nämlich das, was wirklich zu einem passt. Dieses Bewusstsein schafft dann natürlich auch einen nachhaltigen Umgang mit Mode und Beauty. Und darum geht es mir. Ich möchte Individualität feiern und gleichzeitig für mehr Bewusstsein im Konsum sorgen.
Lana: Du hast die traditionelle Beratung erfolgreich modernisiert. Wie kam es dann dazu, dass du mit Stella AI ein Technologie-Startup im Beauty-Bereich gegründet hast?
Farina: Die Idee zu Stella AI entstand aus dem Wunsch heraus, unsere personalisierte Beratung einem größeren Publikum zugänglich zu machen. Und zwar am besten digital. In der persönlichen Beratung schaffen wir zwar jeweils großartige Aha-Momente, aber ich dachte mir: Da geht doch bestimmt noch mehr. Stell dir vor, jede Kundin und jeder Kunde könnte online ein genauso passendes Erlebnis haben wie bei einer persönlichen Stilberatung!
Und ja, Stella AI ist das Ergebnis. Wir nutzen Künstliche Intelligenz und Computer Vision, um personalisierte Empfehlungen zu geben. Konkret funktioniert das so, dass Nutzerinnen ein Selfie hochladen, unsere KI das Bild analysiert und dann basierend darauf den Farb- und Stiltyp der Nutzerin bestimmt. Dabei schaut Stella nicht nur auf Oberflächliches wie bisheriges Klickverhalten, sondern wirklich auf die Person selbst. Teint, Kontraste, Proportionen und so weiter.
Stella AI ist also sozusagen wie eine digitale Beraterin. Sie kann den Kunden Dinge über sich erzählen, die sie selbst vielleicht noch nicht wussten. Zum Beispiel entdeckt sie subtile Untertöne der Haut oder erkennt, welche Farben die Persönlichkeit der Person besonders gut unterstreichen.
Für die Endkundin fühlt sich das an, als würde sie eine maßgeschneiderte Beratung bekommen, nur eben von zu Hause aus, bequem auf dem Smartphone. Und für die Beauty-Brands, mit denen wir zusammenarbeiten, ist das natürlich auch ein echter Game-Changer: Sie können ihren Kundinnen und Kunden ein richtig tolles Erlebnis im Online-Shop bieten. Einen Kauf, der wirklich passt. Dadurch fühlen sich die Menschen verstanden, was wiederum die Markenbindung enorm stärkt.
Unser Ziel mit Stella ist es, hyperpersonalisierte Empfehlungen zu geben, damit Käufer wirklich nur noch Produkte wählen, die zu ihnen passen. So fördern wir am Ende auch hier wieder bewussten Konsum: weg von wahllosem Ausprobieren, hin zu “das ist genau mein Produkt”.
Für mich ist Stella AI die logische tech-basierte Weiterführung meiner Vision, Menschen mit Daten und KI dabei zu helfen, ihre Individualität auszuleben und gleichzeitig Unternehmen dabei zu unterstützen, relevanter und nachhaltiger zu werden.
Lana: Zwei Unternehmen aufbauen, ein Team führen, immer neue Ideen – das schafft man nur mit viel persönlichem Wachstum. Du beschreibst dich heute als Visionärin und Leaderin, aber warst du das schon immer? Wie hast du dich selbst transformiert auf diesem Weg?
Farina: Das war tatsächlich ein Prozess mit gewissen Lernkurven. Ganz am Anfang war ich eine klassische Solo-Selbständige. Ich habe alles selbst gemacht und dachte, ich müsse jede Entscheidung allein treffen. Außerdem habe ich mich manchmal in Rollen gedrängt, die eigentlich nicht meine waren.
Es gab Phasen, da habe ich mich kleiner gemacht, als ich eigentlich war. Ich habe versucht, Erwartungen anderer zu erfüllen, sei es von Geschäftspartnern oder der Branche an sich. Der Durchbruch kam mit der Erkenntnis, dass ich die Leaderin in meinem Unternehmen bin. Und das ist jetzt gar nicht überheblich gemeint, sondern eine einfache Konsequenz des Weges, den ich gewählt habe. Wenn ich eine Vision habe und die wirklich groß machen will, dann muss ich auch den Mut dazu haben, diese Idee anzuführen und als Leaderin aufzutreten.
Die Einsicht, dass ich mich auf meine Stärken fokussieren und ein Team aufbauen sollte, war ein totaler Game Changer. Plötzlich konnte ich viel strategischer arbeiten, weil ich mich nicht mehr in jedem Detail verloren habe.
Ein weiterer wichtiger Schritt war, mich von Leuten zu trennen, die nicht gut für mein Business waren. Ich hatte früher Kooperationspartner, die letztlich nicht zu meinen Werten und Zielen passten. Das zu erkennen und mich davon zu lösen, war hart, aber nötig. Sobald ich die falschen Rollen und Partner hinter mir gelassen hatte, konnte mein Geschäft nahezu unbegrenzt wachsen. Heute umgebe ich mich mit einem Team und Mentoren, die meinen Ansatz teilen.
Wir glauben alle daran, dass wir etwas Großes bewegen können. Und ich habe gelernt, auf meine innere Stimme zu hören und meiner Vision zu vertrauen. Auch wenn mal Zweifel auftauchen. Diese persönliche Transformation, vom Einzelkämpfer zur Führungsperson, hat nicht nur mein Unternehmen, sondern auch mich selbst auf das nächste Level gebracht.
Lana: Das ist wirklich toll. Dann noch eine letzte Frage: Was motiviert dich heute jeden Tag aufs Neue, Farina? Was treibt dich an, immer weiterzumachen und neue Ideen zu verwirklichen?
Farina: Ganz ehrlich? Es ist dieser tief sitzende Wunsch, etwas Sinnvolles zu tun. Ich bin fest davon überzeugt, dass Geld allein als Motivation nicht ausreicht. Klar, ich bin froh, dass ich mit dem, was mir Spaß macht, meinen Lebensunterhalt verdienen kann. Das ist ein Geschenk. Aber mein größter Antrieb ist es, einen positiven Wandel zu bewirken. Ich liebe das Strahlen in den Augen meiner Kundschaft, wenn sie sich selbst erkennen und sich schön finden, ohne sich zu verstellen. Dieses Gefühl, anderen Menschen zu mehr Selbstbewusstsein und Authentizität zu verhelfen, ist unbezahlbar.
Gleichzeitig denke ich an die Zukunft und unseren Einfluss auf diese Welt. In der Beauty- und Modewelt wird so viel konsumiert, oft unbewusst. Wenn ich dazu beitragen kann, dass Menschen Produkte bewusster auswählen, und sie länger nutzen, weil es ihre Farben und ihr Stil sind, dann ist das mein Beitrag zu einem nachhaltigerem Konsumverhalten und einem verstärkten Konsumbewusstsein in der Branche.
Am Ende des Tages treibt mich die Vision, die ich von Anfang an hatte, immer noch an. Ich möchte Menschen dabei helfen, sie selbst zu sein. Innen wie außen. Und dabei unsere Branche ein Stück weit zu transformieren.
Wenn ich sehe, dass wir das mit Lookademy und Stella AI schaffen, indem wir Individualität fördern, bewussten Konsum vorleben und gleichzeitig unternehmerisch erfolgreich sind, dann weiß ich, dass sich jeder Schritt gelohnt hat. Das motiviert mich jeden Morgen aufs Neue.
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