Kaufland und die Schwarz-Gruppe: Die deutsche Supermarktkette Kaufland ist vollständig in Besitz der Schwarz-Gruppe, einem der größten Handelskonzerne Europas. Das Unternehmen wurde 1968 gegründet und hat sich seither zu einem internationalen Einzelhandelsriesen entwickelt. Kaufland operiert als Lebensmittelvollsortimenter (SB-Warenhaus) und agiert als Schwesterunternehmen des Discounters Lidl, der ebenfalls zur Schwarz-Gruppe gehört. Eine Übernahme durch externe Investoren hat es nie gegeben – Kaufland war von Anfang an Teil der Schwarz-Gruppe, und bis heute befindet sich die gesamte Unternehmensgruppe fest in Familienhand.
Hinter Kaufland steht die Schwarz-Gruppe mit Sitz in Neckarsulm (Baden-Württemberg). Diese Gruppe umfasst neben Kaufland vor allem die Discounterkette Lidl und rangiert mit einem Umsatz von zuletzt rund 167 bis 175 Milliarden Euro jährlich an der Spitze des europäischen Einzelhandels. Tatsächlich handelt es sich beim Imperium der Schwarz-Gruppe um das umsatzstärkste Handelsunternehmen Europas – weltweit liegt die Gruppe auf Rang vier der größten Einzelhändler (nur übertroffen von Walmart, Amazon und Costco). Die Schwarz-Gruppe betreibt insgesamt fast 14.000 Filialen in mehr als 30 Ländern und beschäftigt annähernd 600.000 Mitarbeiter, wobei etwa 95 % des Umsatzes von den Märkten der Marken Lidl und Kaufland erwirtschaftet werden. Diese Zahlen unterstreichen die globale Bedeutung des Konzerns, zu dem Kaufland als wichtiger Pfeiler beiträgt.
Ein bemerkenswertes Merkmal ist, dass die Schwarz-Gruppe trotz ihrer Größe kein börsennotierter Konzern, sondern ein privat geführtes Familienunternehmen ist. Es gibt keinen Streubesitz oder fremde Anteilseigner – Eigentümer ist Dieter Schwarz, Sohn des Gründers, über Stiftungskonstruktionen und Holdinggesellschaften. Diese Struktur als Stiftung & Co. KG stellt sicher, dass die Kontrolle innerhalb der Gründerfamilie bleibt, was in der heutigen Wirtschaft für ein Unternehmen dieser Größenordnung ungewöhnlich ist. Im Unterschied zu vielen globalen Wettbewerbern hat die Familie Schwarz ihre Unternehmensgruppe weder an die Börse gebracht noch an größere Multinationals verkauft, sondern hält die Zügel bis heute fest in der Hand.
Die zentrale Person in der Eigentümerstruktur ist Dieter Schwarz, der reichste Deutsche laut Forbes und Manager Magazin. Er ist der Sohn von Josef Schwarz, der 1930 den Grundstein für das Unternehmen legte. Aus der von Josef Schwarz geführten Lidl & Schwarz KG (anfangs ein Großhandel für Südfrüchte und Kolonialwaren) entwickelte Dieter Schwarz ab den 1960er Jahren ein breit aufgestelltes Handelsimperium. Dieter Schwarz eröffnete 1973 die ersten Lidl-Filialen und 1984 den ersten Kaufland-Markt in Neckarsulm. Unter seiner Führung wuchsen beide Marken rasant. Lidl entwickelte sich zu einem der weltweit größten Discounter, während Kaufland den Bereich der großflächigen Verbrauchermärkte abdeckt.
Heute ist Dieter Schwarz über 80 Jahre alt (Jahrgang 1939) und hat sich aus dem operativen Tagesgeschäft weitgehend zurückgezogen. Die Leitung des Unternehmens übergab er an ein professionelles Management-Team – zuletzt stand Gerd Chrzanowski als CEO an der Spitze der Schwarz-Gruppe, nachdem der langjährige Manager Klaus Gehrig 2021 ausschied. Dennoch gilt Dieter Schwarz als äußerst zurückgezogen und öffentlichkeitsscheu: Es existieren kaum Fotos von ihm, Interviews gibt er praktisch nie. Hinter den Kulissen soll er jedoch weiterhin ein wachsames Auge auf die Geschäfte haben. Über Stiftungen wie die Dieter-Schwarz-Stiftung engagiert er sich zudem gemeinnützig, etwa im Bildungsbereich in seiner Heimatstadt Heilbronn. Sein persönlicher Führungsstil – bescheiden, meidend des Rampenlichts – prägt bis heute die Unternehmenskultur: Die Schwarz-Gruppe und ihre Marken stehen stets im Vordergrund, nicht die Person des Eigentümers.
Kaufland und Lidl sind zwei unterschiedliche Konzepte unter dem Dach derselben Gruppe. Während Lidl als Discounter auf ein begrenztes Sortiment und extrem niedrige Preise setzt, ist Kaufland ein Vollsortiment-Supermarkt mit sehr breitem Warenangebot (oft über 30.000 Artikel) und großen Verkaufsflächen. Beide Marken treten getrennt am Markt auf, doch hinter den Kulissen profitieren sie von gemeinsamen Ressourcen und Strategien. So teilen sich Lidl und Kaufland in vielen Ländern Einkaufsvolumina, Logistik-Infrastruktur und IT-Systeme, was erhebliche Skaleneffekte mit sich bringt. Beispielsweise nutzt die Schwarz-Gruppe zentrale Beschaffungsstrukturen, um für beide Ketten günstig Ware (inklusive Eigenmarken) einzukaufen, und betreibt gemeinsame Lager- und Verteilzentren in einigen Regionen. Auch im Bereich der Verwaltung und Dienstleistungen gibt es Überschneidungen – etwa durch die Kaufland-Dienstleistung GmbH, die als Servicegesellschaft die SB-Warenhäuser betreibt, oder die Schwarz-Immobilienverwaltung, welche die Immobilien für Kaufland (und teils Lidl) hält.
Ein wesentlicher Wettbewerbsvorteil der Schwarz-Gruppe ist die vertikale Integration. Das Unternehmen hat eigene Produktionsbetriebe und Dienstleister aufgebaut, um seine Handelsketten zu versorgen und Kosten zu senken. Unter dem Bereich Schwarz Produktion betreibt der Konzern zahlreiche Lebensmittelwerke (für Backwaren, Getränke, Eiscreme, Fleisch u.a.), die die Regale von Kaufland und Lidl mit Eigenmarken füllen. Zudem wurde mit PreZero eine Konzerntochter im Recycling- und Entsorgungssektor geschaffen, die sich um die Wiederverwertung von Verpackungsmaterialien kümmert. Diese Integration der Wertschöpfungskette – von der Herstellung über den Handel bis zur Entsorgung – ermöglicht Kostenvorteile und unabhängige Versorgung, was insbesondere in Zeiten volatiler Märkte ein wirtschaftlicher Pluspunkt ist. Auch im digitalen Bereich baut die Gruppe eigene Kompetenzen auf: Über die IT-Tochter Schwarz Digital (Stackit/Schwarz IT) werden Cloud-Dienste, Cyber-Security und E-Commerce-Plattformen für die Konzernunternehmen bereitgestellt. Unter anderem betreibt Schwarz Digital die Online-Shops von Lidl und Kaufland.
Obwohl Kaufland seine Wurzeln in Deutschland hat, ist die Kette heute in mehreren europäischen Ländern aktiv. Aktuell gibt es rund 1.500–1.600 Kaufland-Filialen in acht Ländern Europas. Neben Deutschland ist Kaufland vor allem in Mittel- und Osteuropa vertreten, so etwa in Polen (einem der wichtigsten Auslandsmärkte), in der Tschechischen Republik, der Slowakei, in Rumänien, Bulgarien, Kroatien sowie der Republik Moldau. Das Filialnetz wird kontinuierlich ausgebaut, insbesondere in den wachstumsstarken osteuropäischen Märkten, wo Kaufland mit seinem hypermarktähnlichen Konzept große Erfolge feiert. In Westeuropa dagegen ist Kaufland – anders als Lidl – bislang nicht tätig, was damit zusammenhängt, dass dort das Discounter-Modell (Lidl) stärker forciert wurde. Stattdessen konzentriert sich Kaufland auf Regionen, in denen das Konzept der großen Verbrauchermärkte besonders gefragt ist und noch Marktanteile gewonnen werden können.
Ein interessanter Aspekt der Expansionsstrategie ist die Verzahnung von stationärem Handel und E-Commerce. So hat Kaufland in den letzten Jahren verstärkt in den Online-Handel investiert. Ein bedeutender Schritt war die Übernahme des Online-Marktplatzes von Real.de im Jahr 2020/21: Im Zuge der Zerschlagung der Warenhauskette Real hat Kaufland den zuvor etablierten Real-Onlineshop gekauft und in die eigene Plattform integriert. Seit April 2021 leitet die Domain Real.de auf Kaufland.de um – Kaufland nutzt nun diesen Online-Marktplatz, um non-food Produkte anzubieten und neue Kundengruppen digital zu erreichen. Dieser Zukauf verdeutlicht, wie die Schwarz-Gruppe mit Kaufland die digitale Transformation angeht, um neben den klassischen Filialen auch im Onlinegeschäft Fuß zu fassen. Zudem hat Kaufland mehrere ehemalige Real-Märkte übernommen und in das eigene Filialnetz integriert, um Marktanteile im großflächigen Einzelhandel (Hypermarkt-Segment) auszubauen. Diese Übernahmen zeigen, dass Kaufland bereit ist, durch gezielte Akquisitionen zu wachsen, wenn sich Chancen bieten.
Wirtschaftlich gesehen trägt Kaufland erheblich zum Gesamterfolg der Schwarz-Gruppe bei. Im Geschäftsjahr 2023/24 erzielte Kaufland einen Umsatz von etwa 34,2 Mrd. Euro – ein beachtlicher Wert, der Kaufland selbst isoliert zu einem der größten Einzelhändler Deutschlands machen würde. Zum Vergleich: Das entspricht mehr als einem Drittel des Jahresumsatzes von z.B. Metro AG (Cash & Carry) und übertrifft die Umsätze mancher etablierter Supermarktketten. Zusammen mit Lidl sorgt Kaufland dafür, dass die Schwarz-Gruppe die Branchenlisten in Europa anführt und weltweit eine dominante Stellung einnimmt. Trotz dieser Größe agiert die Gruppe mit Kaufland weiterhin sehr wettbewerbsorientiert und ist dafür bekannt, durch aggressive Preispolitik und effiziente Prozesse Druck auf konkurrierende Handelsunternehmen auszuüben.
Wer also „Kaufland“ sagt, meint immer auch die Schwarz-Gruppe. Die Frage „Wem gehört Kaufland?“ lässt sich eindeutig beantworten: Kaufland gehört zur Schwarz-Gruppe und damit letztlich der Familie Schwarz. Dieses Unternehmen hat eine bemerkenswerte Entwicklung genommen – von einem kleinen Lebensmittelgroßhändler in den 1930er Jahren zu einem globalen Handelsimperium in Familienbesitz. Für ein Wirtschaftsmagazin ist insbesondere hervorzuheben, dass die Schwarz-Gruppe mit Kaufland und Lidl ein Beispiel dafür ist, wie ein Familienunternehmen durch langfristige Strategie, straffe Organisation und Innovationsbereitschaft zum Marktführer aufsteigen kann. Trotz aller Größe und Internationalität bleibt die Eigentümerstruktur überschaubar: Keine Börsennotierung, kein Mischkonzern mit diversen externen Investoren, sondern ein Konzern, der fest in der Hand der Gründerfamilie liegt.
Kaufland ist somit mehr als nur eine Supermarktkette – es ist Teil einer der mächtigsten und umsatzstärksten Handelsgruppen der Welt, die auf wirtschaftlich interessante Weise Tradition und Moderne vereint. Die Kombination aus familiärer Kontrolle, globaler Expansion und strikter Kostenführerschaft macht die Erfolgsgeschichte von Kaufland und der Schwarz-Gruppe zu einem einzigartigen Phänomen in der Handelsbranche. Wer bei Kaufland einkauft, unterstützt indirekt einen Konzern, der aus eigener Kraft in die Top-Liga des Welt-Einzelhandels aufgestiegen ist und diesen Status quo mit einer klaren Eigentümerstruktur und effizienten Geschäftsmodellen behauptet.
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