Erstellt von Lana

Wem gehört RTL?

Wem gehört RTL? Diese scheinbar einfache Frage führt ins Herz eines weit verzweigten Medienkonzerns. Hinter dem bekannten Fernsehsender RTL – der in Deutschland für Unterhaltungsshows, Nachrichten und Serien steht – verbirgt sich die RTL Group, ein internationales Medienunternehmen mit Wurzeln in Luxemburg. Mehrheitseigentümer der RTL Group ist der deutsche Medienkonzern Bertelsmann, der rund drei Viertel der Anteile hält. Damit liegt RTL letztlich in der Hand der einflussreichen Unternehmerfamilie Mohn, welche Bertelsmann kontrolliert.

Historische Entwicklung von RTL

Die Ursprünge von RTL reichen bis in die 1920er Jahre zurück. 1931 wurde in Luxemburg die Compagnie Luxembourgeoise de Radiodiffusion (CLR) gegründet – eines der ersten privaten Rundfunkunternehmen in Europa. Aus Radio Luxemburg entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg auch Fernsehsendungen, und 1954 benannte sich das Unternehmen in Compagnie Luxembourgeoise de Télédiffusion (CLT) um. Unter dem Kürzel RTL (für Radio Télévision Luxembourg) baute CLT in den folgenden Jahrzehnten private Radio- und Fernsehangebote in mehreren europäischen Ländern auf.

In den 1980er-Jahren kam es zur entscheidenden Expansion nach Deutschland: Mit der Liberalisierung des deutschen Fernsehmarktes startete am 2. Januar 1984 der Sender RTL plus als einer der ersten privaten TV-Kanäle in Deutschland. RTLplus wurde als Joint Venture der Luxemburger CLT und der deutschen UFA (einer Bertelsmann-Tochter) gegründet. Bertelsmann erkannte früh das Potenzial des Privatfernsehens: Über seine UFA Film- und Fernseh GmbH hielt Bertelsmann anfangs 40 % der Anteile an RTLplus. In den folgenden Jahren baute der Gütersloher Konzern seine Beteiligung kontinuierlich aus. Bereits gegen Ende der 1980er war Bertelsmann zum Hauptaktionär von RTL in Deutschland geworden. Unter Führung von Programmdirektor Helmut Thoma – in enger Zusammenarbeit mit Bertelsmann-Chef Mark Wössner – etablierte sich RTLplus in dieser Zeit als Pionier des kommerziellen Fernsehens in Deutschland.

Die 1990er-Jahre brachten weitere bedeutende Veränderungen. Zwischen den verschiedenen Anteilseignern von CLT kam es wiederholt zu Machtkämpfen um die Vorherrschaft im Unternehmen. Bertelsmann setzte sich schließlich durch und vereinbarte 1996, seine TV-Tochter UFA mit CLT zu verschmelzen. 1997 entstand so der gemeinsame Fernsehkonzern CLT-UFA, unter dessen Dach nun deutsche Sender wie RTL und VOX sowie ausländische Beteiligungen wie etwa M6 in Frankreich vereint waren. Diese Fusion markierte einen wichtigen Schritt: RTL avancierte vom einzelnen Sender zu einem internationalen Medienverbund.

Im Jahr 2000 folgte der nächste Meilenstein: CLT-UFA fusionierte mit Pearson Television, der Fernsehsparte des britischen Pearson-Konzerns. Durch diesen Zusammenschluss entstand die RTL Group in ihrer heutigen Form, mit Sitz in Luxemburg und einem breiten Portfolio an TV- und Radioangeboten in mehreren Ländern. Die RTL Group wurde rasch Europas führender Betreiber von Fernsehsendern und Radiostationen, flankiert von einem globalen Produktionsgeschäft (u.a. durch die Produktions-Tochter Fremantle). Am 26. Juli 2000 ging die RTL Group in London an die Börse. Dabei nutzte man einen bereits börsennotierten Firmenmantel (Audiofina), um den Börsengang effizient umzusetzen. Die Initialzündung für die internationale Expansion war gelegt: RTL entwickelte sich von der lokalen Luxemburger Station zu einem paneuropäischen Medienhaus.

Übernahme durch Bertelsmann

Obwohl Bertelsmann an der neu gegründeten RTL Group zunächst nur Minderheitsaktionär war, beanspruchte der deutsche Konzern von Anfang an eine führende Rolle. Unter Vorstandschef Thomas Middelhoff strebte Bertelsmann die Kontrolle über RTL an. 2001 tauschte Bertelsmann Anteile mit der belgischen Groupe Bruxelles Lambert (GBL), einem der Gründungsaktionäre der RTL Group, und erlangte dadurch die Mehrheit an RTL. Dieser Aktientausch – GBL erhielt im Gegenzug Anteile an Bertelsmann – sicherte Bertelsmann die dominierende Position im europäischen Fernsehmarkt.

In den folgenden Jahren baute Bertelsmann seine Beteiligung an der RTL Group weiter aus. Zeitweise besaß der Gütersloher Familienkonzern über 90 % der RTL-Group-Aktien. Es gab sogar Pläne, RTL vollständig zu übernehmen und von der Börse zu nehmen, um Verwaltungskosten zu sparen. Dieses Vorhaben scheiterte 2007 jedoch an Unklarheiten im luxemburgischen Recht. Daraufhin änderte Bertelsmann seine Strategie: Statt einer Komplettübernahme entschied man sich, einen Teil der Anteile wieder an der Börse zu platzieren. 2013 verkaufte Bertelsmann rund 17 % der RTL-Group-Aktien über die Frankfurter Wertpapierbörse. Dieser Schritt diente dazu, Kapital für neue Investitionen (insbesondere ins Digitalgeschäft) zu gewinnen, und erhöhte zugleich den Streubesitz der RTL Group. Die Zweitnotierung in Frankfurt und die Öffnung für externe Investoren wurden in der Finanzpresse positiv bewertet, da sie die Transparenz erhöhten und neue Investoren ins Boot holten.

Seitdem hält Bertelsmann wieder einen etwas geringeren, aber weiterhin klar dominierenden Anteil an der RTL Group. Heute besitzt Bertelsmann etwas über 75 % der Aktien der RTL Group. Die restlichen Anteile befinden sich im Streubesitz und sind frei an der Börse handelbar. Diese Eigentümerstruktur – ein mächtiger Ankeraktionär und ein zugleich börsennotiertes Unternehmen – ermöglicht es Bertelsmann, die Strategie von RTL maßgeblich zu beeinflussen, während dennoch eine öffentliche Aktiennotierung (Frankfurt, Luxemburg; Index: MDAX) für Liquidität und Markttransparenz sorgt. RTL Group blieb in Luxemburg als Société Anonyme registriert und behielt ihren Hauptsitz dort, auch wenn viele operative Funktionen nach Köln verlagert wurden. So wurde etwa 2021 angekündigt, einen Großteil der RTL-Gruppenfunktionen von Luxemburg nach Deutschland zu verlegen, um die Markenpräsenz zu bündeln.

Aktuelle Eigentümerstruktur der RTL Group

Die zentrale Frage „Wem gehört RTL?“ lässt sich nun klar beantworten: RTL gehört zur RTL Group, und Mehrheitsgesellschafter dieser RTL Group ist Bertelsmann. Konkret hält die Bertelsmann SE & Co. KGaA direkt und indirekt rund 75 % der Anteile an der RTL Group. Diese Mehrheit wird über die Bertelsmann Capital Holding GmbH gebündelt. Etwa 23 % der Aktien befinden sich im freien Handel (Free Float) an den Börsen Luxemburg und Frankfurt. Einen kleinen Rest von ca. 2 % hält die RTL Group als eigene Aktien (Treasury Stocks). Durch diese Aufteilung kann Bertelsmann wichtige Entscheidungen der RTL Group kontrollieren, während institutionelle und private Investoren über die Börse am Unternehmen beteiligt bleiben.

Die Eigentumsverhältnisse innerhalb der RTL Group sind ebenfalls einen Blick wert: RTL Group umfasst mehrere Geschäftsbereiche, von denen RTL Deutschland der größte ist. RTL Deutschland bündelt sämtliche TV- und Radioaktivitäten in Deutschland (darunter Sender wie RTL, VOX, n-tv, RTL Zwei*), Streamingdienste wie RTL+ sowie seit 2022 auch zahlreiche ehemalige Zeitschriften des Hauses Gruner + Jahr. Rechtlich gesehen ist RTL Deutschland vollständig im Besitz der RTL Group: 100 % des Stammkapitals der RTL Deutschland GmbH liegen bei der UFA Film- und Fernseh GmbH, welche zur RTL Group gehört. Wer also fragt „Wer ist der Inhaber von RTL Deutschland?“, erhält die Antwort: die RTL Group (und damit Bertelsmann) ist der mittelbare Eigentümer dieses Unternehmenszweigs.

Auch international ist die RTL Group als Mehrheits- oder Minderheitsgesellschafter aktiv. In Frankreich hält RTL Group beispielsweise rund 48 % an der Groupe M6 (Métropole Télévision), einem der größten privaten TV-Anbieter Frankreichs. Dieser Anteil macht RTL Group zum größten Einzelaktionär von M6, auch wenn keine vollständige Kontrolle besteht. In Belgien und den Niederlanden war RTL Group lange Zeit Mehrheitseigner der dortigen RTL-Senderfamilien; diese wurden jedoch 2022 verkauft bzw. in geplante Fusionen eingebracht. Dennoch bleibt die RTL Group ein europäisches Netzwerk: insgesamt betreibt sie 68 Fernsehsender und 31 Radiosender in zahlreichen Ländern. Damit hat RTL Group eine unvergleichliche Reichweite im kontinentaleuropäischen Medienmarkt.

Bertelsmann und die Familie Mohn

Dass RTL mehrheitlich Bertelsmann gehört, wirft die Frage auf: Wem gehört Bertelsmann? Bertelsmann ist kein börsennotiertes Unternehmen, sondern befindet sich fest in Familienhand. Der internationale Medien-, Dienstleistungs- und Bildungskonzern aus Gütersloh wird letztlich von der Gründerfamilie Mohn kontrolliert. Formal sind rund 77 % der Kapitalanteile der Bertelsmann SE & Co. KGaA in Besitz der gemeinnützigen Bertelsmann Stiftung, während etwa 19 % direkt von der Familie Mohn gehalten werden. Allerdings übt die Familie über eine spezielle Struktur – die Bertelsmann Verwaltungsgesellschaft (BVG) – 100 % der Stimmrechte an Bertelsmann aus. Die BVG wurde vom verstorbenen Patriarchen Reinhard Mohn installiert, um die Fortführung des Unternehmens im Sinne der Gründerfamilie sicherzustellen. Im Lenkungsgremium der BVG sitzen mehrere Mitglieder der Mohn-Familie (Liz Mohn, Brigitte Mohn, Christoph Mohn u.a.), wobei Liz Mohn ein Vetorecht besitzt. Somit liegt die strategische Kontrolle über Bertelsmann – und damit indirekt auch über RTL – in den Händen der Mohns.

Für RTL bedeutet diese Konstellation, dass es Teil eines familiengeführten Imperiums ist. Bertelsmann umfasst neben der RTL Group zahlreiche weitere Sparten, etwa das weltgrößte Buchverlagsunternehmen Penguin Random House, die Musikrechtefirma BMG, den Dienstleistungsriesen Arvato und verschiedene Bildungs- und Investmentaktivitäten. Innerhalb dieses Portfolios nimmt die RTL Group eine herausragende Stellung ein: Sie ist einer von acht Konzernbereichen und steuert über ein Drittel des Gesamtumsatzes sowie einen großen Teil des Gewinns bei. Die enge Verbindung zeigt sich auch personell – so ist Thomas Rabe, der Vorstandsvorsitzende von Bertelsmann, in Personalunion CEO der RTL Group. Dieses Doppelmandat unterstreicht die strategische Bedeutung von RTL für den Gesamtkonzern.

Fazit:

Die Frage „Wem gehört RTL?“ lässt sich klar beantworten: RTL gehört zur RTL Group, und diese gehört mehrheitlich Bertelsmann. Hinter RTL steht also einer der größten Medienkonzerne der Welt, geführt von der Familie Mohn in Gütersloh. Diese Eigentumsverhältnisse prägen RTLs Entwicklung maßgeblich. Unter Bertelsmanns Dach konnte RTL in den vergangenen Jahrzehnten stark expandieren – von einer kleinen Luxemburger Radiostation hin zu einem paneuropäischen Medienriesen. Gleichzeitig agiert RTL in den jeweiligen Ländermärkten mit einer gewissen operativen Eigenständigkeit und Markenidentität.

Für die Zuschauer und Nutzer ändert die Konzernzugehörigkeit im Alltag wenig: RTL bleibt als Marke präsent – ob im klassischen Fernsehen, im Radio oder auf Streaming-Plattformen. Aus unternehmerischer Sicht jedoch garantiert die Einbindung in den finanzstarken Bertelsmann-Verbund Stabilität und Investitionskraft. Jüngste Initiativen wie die Fusion von RTL mit Gruner + Jahr in Deutschland zeigen, wie Bertelsmann Synergien zwischen seinen Töchtern nutzt. So kann RTL sein Angebot über Fernsehen hinaus auf Magazine, Digital- und Streamingdienste ausweiten und im Wettbewerb mit internationalen Medienplattformen bestehen.

Zusammengefasst gehört RTL also „sich selbst“ nur im übertragenen Sinne – tatsächlich ist es Teil der RTL Group und damit Teil des Bertelsmann-Konzerns. Die Mohn-Familie als letztendliche Eigentümerin zieht im Hintergrund die Fäden. Hinter der einfachen Antwort auf die Eingangsfrage verbirgt sich damit eine lange, bewegte Unternehmensgeschichte und ein komplexes Geflecht von Beteiligungen. RTL ist heute ein Beispiel dafür, wie ein Medienunternehmen mit lokalem Ursprung durch Übernahmen und Fusionen zu einem europäischen Marktführer wurde – und wie in der globalisierten Medienwelt oftmals traditionsreiche Familienunternehmen die Kontrolle über solche Konzerne behalten.

Chronologische Zusammenfassung

  • 1929–1931: Erste Radioaktivitäten in Luxemburg, Gründung des Senders Radio Luxembourg.
  • 1930er- bis 1960er-Jahre: Ausbau des Radiogeschäfts, Etablierung der Compagnie Luxembourgeoise de Télédiffusion (CLT).
  • 1984: Start von RTL plus (später RTL Television) in Deutschland, getragen von CLT.
  • 1997–1999: Vorbereitungen zur Fusion von CLT-UFA (Teil von Bertelsmann) mit Pearson TV.
  • 2000: Gründung der RTL Group aus CLT-UFA und Pearson TV.
  • Ab 2001: Bertelsmann erwirbt sukzessive weitere Anteile, bis eine deutliche Mehrheitsbeteiligung entsteht.
  • Seit 2013: Erneute Börsennotierung eines Teilanteils der RTL Group; großer Teil (circa 75,1 %) verbleibt bei Bertelsmann.
  • 2019: Thomas Rabe, bereits CEO von Bertelsmann, wird gleichzeitig CEO der RTL Group.
  • Heute: Bertelsmann hält rund 75,1 % der Anteile an der RTL Group, der Rest ist Streubesitz an der Börse.

© All rights reserved.